Gottesfurcht & Leidenschaft

Der „Albani-Psalter“ ist ab September mit allen Einzelseiten im Dom-Museum Hildesheim zu sehen

Hildesheim (bph). Der berühmte „Albani-Psalter“ aus England ist weit mehr als eine mittelalterliche Handschrift. Er erzählt von Zuneigung, von begnadeten Zeichnern und den Wirren der Reformation. Unter dem Titel „Gottesfurcht & Leidenschaft“ ist dieses brillante Werk vom 12. September 2009 bis 24. Januar nächsten Jahres im Dom-Museum Hildesheim zu sehen. Da die Handschrift aus konservatorischen Gründen zerlegt wurde, bietet sich die einmalige Gelegenheit, die mehr als 200 farbigen Zeichnungen nebeneinander zu zeigen.

Zwei Menschen – eine platonische Liebegeschichte; die Reformation in England – eine abenteuerliche Flucht nach Deutschland. Der Albani-Psalter ist zwar die bedeutendste mittelalterliche Handschrift des englischen Kulturraums, die außerhalb Englands aufbewahrt wird. Aber das Buch steckt auch voller Geschichten, die das Leben im England des 12. Jahrhunderts schrieb. Geoffrey von Gorham, Abt des Benediktinerklosters St. Albans bei London, fasste damals eine geistliche Zuneigung zu der Einsiedlerin Christina von Markyate. Für sie ließ er von seinen besten Schreibern und Zeichnern ein Werk schaffen, das zu den Höhepunkten mittelalterlicher Buchkunst wurde: Brillant gemalte Szenen aus dem Leben Jesu, Bilder aus den Heiligenlegenden und 215 Initialbuchstaben, die eigene Geschichten erzählen, schmücken das Werk.

Der englische König Heinrich VIII. sagte sich im 16. Jahrhundert vom Papst los. In den folgenden Jahrzehnten wurden die katholischen Orden verfolgt und die Mönche mussten das Land verlassen. Auf abenteuerlichen Wegen kam der Albani-Psalter 1643 mit englischen Benediktinern in das Kloster Lamspringe bei Hildesheim. Von dort gelangte er schließlich in die Benediktinerabtei St. Godehard in der Bischofsstadt. Heute wird er als Leihgabe in der Hildesheimer Dombibliothek aufbewahrt.

Vor einigen Monaten wurde der Albani-Psalter aufwändig restauriert. Dafür musste der gesamte Band vorsichtig in seine einzelnen Seiten zerlegt werden. Bevor er wieder zu einem Buch zusammengefügt wird, bietet sich für wenige Monate die außergewöhnliche Gelegenheit, alle Seiten des Werkes nebeneinander zu zeigen. Um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, alles zu sehen, werden die Blätter innerhalb der Ausstellungszeit drei Mal gewechselt: Das Dom-Museum tauscht die Miniaturen mit neutestamentlichen Szenen am 17. November aus und zum 3. November beziehungsweise 15. Dezember wechseln die Blätter mit den Psalmen.

Ein eigener Ausstellungsteil führt die Besucher in die spannende Welt mittelalterlicher Skriptorien, wo sie die Entstehung einer Handschrift vom Pergament bis zur prachtvollen Zeichnung nachvollziehen können. Für diese Präsentation konnte das Dom-Museum Spezialisten des Studiengangs Buchrestaurierung der „Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK)“ in Hildesheim gewinnen. Führungen und eine internationale Tagung zum Albani-Psalter am 5. und 6. November runden das Programm ab.

Die Ausstellung wird von der Sparkassen-Stiftung, der Sparkasse Hildesheim sowie dem Stadtmarketing Hildesheim unterstützt.

Das Bistum hat einen Filmclip über den Albani-Psalter gedreht, der auf der Homepage des Bistums zu sehen ist.

Information:
“Der Albani-Psalter – Gottesfurcht und Leidenschaft“,
12. September 2009 bis 24. Januar 2010,
Dom-Museum Hildesheim, Domhof 4, 31134 Hildesheim
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr,
Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr geschlossen
Eintritt: 6 Euro (4 Euro)

Die Ausstellung im Internet

Filmclip zum Albani-Psalter