"Gott steht auf der Seite der Opfer“ - 100 Jahre Seligsprechung von Oliver Plunkett
Bischof Heiner Wilmer würdigt irischen Heiligen in Lamspringe
Am 23. Mai 1920 wurde Oliver Plunkett von Papst Benedikt XV. seliggesprochen, 1975 folgte die Heiligsprechung. Der irische Erzbischof war 1681 in England den Märtyrertod gestorben. Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ würdigte am Samstag den Heiligen bei der alljährlichen Feier in Lamspringe.
"Er hat sich nicht geschont. Als es sich zuspitzte, hat er sich entschieden, die Menschlichkeit nicht zu verraten und bei Christus zu bleiben“, beschrieb der Hildesheimer Bischof den Mut des irischen Heiligen. Wegen der Verfolgung durch das englische Parlament musste dieser sich verstecken und unterstützte als Erzbischof und Primas von Irland aus dem Untergrund die Katholiken in seinem Heimatland. In seiner Predigt klagte Wilmer die heutigen Machthaber an, die „die Menschen missachten und sich nicht um ihre Gesundheit, ihre Rechte und Lebensbedingungen kümmern. Sie schüren Rassismus, unterdrücken die Rechte von Frauen oder Kindern und Minderheiten.“
Gott, „der Gute Hirt“, stehe dagegen immer auf der Seite der Opfer, so der Bischof. Jesus selbst wird am Ende zum Opfer. Aber: „Seine Hingabe dient dem Leben.“ Das Beispiel von Oliver Plunkett zeige, dass man sich im Extremfall entscheiden müsse zwischen dem „ängstlichen Bewahren des eigenen Lebens für die falsche Sache“ und der „vertrauenden Hingabe des Lebens um einer richtigen Sache willen“, unterstrich Wilmer. In abgewandelter Form stellt sich diese Frage auch für die heutige Kirche: Sie müsse wissen, für wen sie einstehen will. Aus der Sicht des Bischofs ist die Antwort klar: „Der Reichtum der Kirche sind unsere Armen.“
Aufgrund der Corona-Pandemie musste in diesem Jahr die Prozession entfallen, bei der normalerweise der Schrein mit den Reliquien des Heiligen durch die Straßen von Lamspringe getragen wird. Der Gottesdienst konnte gefeiert werden, mit den vorgeschriebenen Einschränkungen, zu denen auch eine reduzierte Teilnehmerzahl zählt. „Aber“, so Dechant Stefan Lampe bei seiner Einführung, „ein Blick auf Oliver Plunkett relativiert manche Schwierigkeiten der Gegenwart.“
Informationen zu Oliver Plunkett
Oliver Plunkett wurde 1625 im irischen Loughcrew geboren. 1669 wurde er vom Papst zum Erzbischof von Armagh und Primas von Irland ernannt. Die Katholiken standen in seinem Heimatland nach der Abspaltung der englischen Kirche unter schwerer Verfolgung. Bis zu seiner Verhaftung im Jahr 1679 baute der Heilige unter großen Mühen und Entbehrungen die Seelsorge in Irland wieder auf. Er wurde unter dem Vorwand einer Jesuitenverschwörung des Hochverrats angeklagt, zum Tode verurteilt und starb 1681 am Galgen den Märtyrertod.
Der Benediktinermönch Maurus Corker brachte seinen Leichnam ins Kloster Lamspringe. Dort hatten einige englische Benediktiner eine neue Heimat gefunden. Fast 200 Jahre ruhten die Gebeine des 1975 heiliggesprochenen Erzbischofs in Lamspringe. Einige Reliquien befinden sich bis heute noch dort, der Großteil wurde 1883 nach England und Irland zurückgebracht.