„Gott selbst ist der erste Reformator“
Bischof Wilmer predigt am Reformationstag im Verdener Dom
Bei seiner Predigt im evangelischen Gottesdienst am Reformationstag im Verdener Dom spricht Bischof Wilmer über sein Gottesbild und die Bedeutung von stetiger Erneuerung.
Gottesdienst zum Reformationstag mit einem katholischen Bischof als Prediger - das ist auch für die Verdener evangelischen Christinnen und Christen noch etwas Besonderes. So sind der Einladung zur gemeinsamen Feier im Dom etwa 420 Gläubige gefolgt. Ein so gut gefülltes Kirchenschiff ist nach mehr als zwei Jahren Pandemie an sich schon ein Ereignis. Eine festliche Einstimmung gab es vom Verdener Bläserchor unter Leitung von Tillmann Benfer. Pastor Dieter Sogorski leitete an Stelle des erkrankten Superintendenten Fulko Steinhausen liturgisch durch den Gottesdienst und begrüßte besonders auch die zahlreichen katholischen Gäste im Dom. Mal fröhlich, mal melancholisch, mal ergreifend war der Gesang des Jugendchors der St. Johannisgemeinde unter der Leitung von Christiane Artisi.
In seiner Predigt blickte Bischof Heiner Wilmer zurück auf seine Kindheit im Emsland. Da gab es Dörfer, die zum einen streng katholisch oder eben evangelisch waren, aber ein Miteinander gab es nicht. Da hat sich in 50 Jahren viel geändert. So hob auch der katholische Bischof hervor, wie wichtig die - lutherische - Erkenntnis ist, dass es im Leben nicht nur um Leistung gehen darf, sondern dass das Beste von Gott als Geschenk kommt. Er bebilderte diese Erfahrung anschaulich mit Erlebnissen während seiner Zeit in der ökumenischen Gruppe „Arche“ in Kanada, in der Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen leben. „Gott selbst ist der erste Reformator“ ist Wilmers Erkenntnis und diese stetige Reform beginnt für ihn schon bei Mose. „Meine Beziehung zu Gott bedarf der stetigen Erneuerung“, schloss er seine Gedanken ab, „und dabei kommt es immer wieder auf Vertrauen an und nicht auf Leistung.“ Beim anschließenden Kirchencafé im Seitenschiff gab es genügend Zeit, sich über diese Gedanken auszutauschen.
Kerstin Dierolf