Gott geht leise auf den Menschen zu
Weihnachten ist nach Worten von Bischof Norbert Trelle keine Last
Hildesheim (bph) Weihnachten kann äußerlich zur Last werden, beklagt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seiner Predigt zum diesjährigen Weihnachtsfest. Doch in seiner eigentlichen Bedeutung sei es ein stilles Fest, bei dem Gott leise auf den Menschen zugehe.
Berge von Post, konventionelle Verpflichtungen, lärmende Betriebsamkeit – die Vorweihnachtszeit ist auch für einen Bischof nicht nur besinnlich. „Bleibt Weihnachten immer mehr auf der Strecke?“ fragt daher Norbert Trelle in seiner Predigt. Tatsächlich scheint Weihnachten schon zur Zeit Jesu keinen Sinn gehabt zu haben: Palästina war damals alles andere als friedlich. In Germanien standen 300.000 Römer, zehntausende von ihnen wurden wenige Jahre nach Verkündigung der Friedensbotschaft im Teutoburger Wald abgeschlachtet. Und auch in anderen Erdteilen konnte sich der Friede nicht durchsetzen.
Trotzdem halte diese Nacht die wichtigste Botschaft für die ganze Menschheit bereit. Und zwar für alle Menschen, nicht für einzelne Völker, nicht für einzelne Religionen. Eine neue Dimension des Heils sei in die ganze Welt gekommen. „Endlich der richtige Durchblick, auf den man so lange gewartet hat!“ Durch die unerwartete Nähe des gottgesandten Retters erhält alles Geschaffene nun nach Worten des Bischofs eine neue Würde. Wer auf diesen Retter schaue, müsse nicht mehr aufgeben, müsse nicht mehr vor sich hin leben, als wäre sein Leben nur eine unbedeutende Kurzgeschichte. Er darf nach Trelles Ansicht „mit aller Kühnheit und Demut zugleich davon überzeugt sein, dass sein Leben einmündet in die Lebensgeschichte des Kindes von Bethlehem“.
Die Menschwerdung Gottes kommt also nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel über die Menschheit. „Weihnachten ist keine Überwältigung der Schöpfung, sondern im kleinen und zerbrechlichen Kind das leise Zugehen Gottes auf den Menschen, auf seine Sehnsucht nach Sinn, Halt und Inhalt seines Lebens“, so der Bischof weiter. Dann sei Weihnachten keine Last mehr, sondern in jedem geschenkten Jahr deutlicher das Zeichen unserer Rettung.