Gesandt vom Tiber an die Innerste
Apostolischer Nuntius Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset besuchte Hildesheim
Hildesheim (bph) Der Papst kommt wohl so schnell nicht nach Hildesheim. Entsprechende Hoffnungen musste der Apostolische Nuntius, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, am Samstag bei seinem Besuch in der Bischofsstadt dämpfen. Dafür hatte der Botschafter des Papstes einen anderen Vorschlag im Gepäck: Hildesheim solle sich um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ für das Jahr 2015 bewerben, wenn Stadt und Bistum ihr 1.200jähriges Jubiläum feiern. Den Segen des Papstes hätte die Bischofsstadt dafür.
2005 war Benedikt XVI. in Köln, 2006 in seiner bayerischen Heimat. So schnell wird der Heilige Vater trotz anderslautender Gerüchte wahrscheinlich nicht mehr nach Deutschland kommen, musste Périsset bedauernd sagen. „Die Welt ist groß und Benedikt XVI. hat Einladungen aus vielen Ländern“ warb der Nuntius um Verständnis, „außerdem ist Joseph Ratzinger eher ein Mann des Studiums“. Selbst wenn der Papst noch einmal nach Deutschland käme, wären ohnehin die östlichen Bundesländer sein Ziel.
Auch wenn Hildesheim kein päpstliches Besuchsziel wird, dann vielleicht immerhin Kulturhauptstadt Europas. 2015 sei ein passendes Jahr, sagte der Erzbischof bei seinem Besuch im Rathaus am Samstagmittag. In sieben Jahren jährt sich nämlich die Gründung des Bistums und damit auch der Stadt Hildesheim zum 1.200mal. Sollte sich Hildesheim um diesen Titel bewerben, würde er dies unterstützen, sagte der Nuntius Oberbürgermeister Kurt Machens zu, bevor er sich in das Goldene Buch der Stadt eintrug.
Périsset zeigte sich beeindruckt von Hildesheim und seinen Kulturschätzen. Er sei jetzt zehn Monate in Deutschland und müsse sich noch mit der Geschichte näher vertraut zu machen. Dazu gehört auch die reiche protestantische Kirchengeschichte Deutschlands. Als Schweizer kenne er zwar Calvin, bekannte Périsset im Hildesheimer Bischofshaus. Doch nun wolle er so schnell wie möglich eine gute Biographie über Martin Luther lesen. Der Nuntius war zum ersten Mal in Hildesheim, um die Stadt und Bischof Norbert Trelle kennen zu lernen. Anlass seiner Reise ist der 300. Geburtstag der katholischen Kirche in Braunschweig, wo der Nuntius am Sonntag den Festgottesdienst hält. In Hildesheim führte Périsset auch Gespräche mit dem Domkapitel sowie dem Vorstand des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Hildesheim und feierte einen Gottesdienst mit den Gläubigen.
Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset wurde 1939 in der Schweiz als eines von fünf Kindern einer Konditorenfamilie geboren und studierte Philosophie und Theologie in Freiburg/Schweiz. 1964 wurde er für die Diözese Lausanne-Genf-Freiburg zum Priester geweiht. Fünf Jahre später trat Périsset in den administrativen Dienst des Heiligen Stuhles ein, wo er in verschiedenen Kongregationen arbeitete. 1973 promovierte der Priester zum Doktor des Kirchenrechts. Seit jenem Jahr war er bis 1986 als Diplomat des Papstes in den Apostolischen Nuntiaturen in Südafrika, Peru, Frankreich, Pakistan und Japan tätig. Nach einer fünfjährigen Tätigkeit als Richter am Diözesangericht der Diözese Lausanne-Genf-Freiburg kehrte er 1991 in den diplomatischen Dienst zurück und wurde unter anderem Nuntius in Rumänien und Moldawien. Am 15. Oktober 2007 ernannte Papst Benedikt XVI. Jean-Claude Périsset zum Apostolischen Nuntius in Deutschland. Périsset spricht Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Rumänisch.