Gemeindeleitung muss nicht immer durch Priester erfolgen
„Im Dialog mit Bischof Heiner“ zu Gast in Hameln
Nachdem Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ im Februar in Hannover, Braunschweig und Göttingen war, stand er am Mittwochabend in der Kirche St. Elisabeth in Hameln Rede und Antwort. 350 Gläubige kamen zum Gebet und anschließendem Gespräch. „Wir möchten, dass die Menschen die Attraktivität des Glaubens neu entdecken“, lautete die Botschaft des Hildesheimer Bischofs.
Auch an diesem Abend waren die Kirchenbänke wieder bis auf den letzten Platz besetzt. Zu Beginn zeigte Bischof Heiner Grundlinien auf, wie man heutzutage das Evangelium verkünden kann. „Wir wollen zu den Fundamenten der Bibel zurückkehren, ihren Ruf ernst nehmen“, betonte Wilmer. Wichtig sei, gemeinsam voran zu gehen und Verantwortung zu übernehmen. Man solle sich auf Menschen und neue geschaffene Strukturen verlassen können. Orte der Glaubenserfahrung liegen dem Bischof besonders am Herzen: „Theorie ist wichtig, aber Erfahrungen sind entscheidend für den Glauben.“
Im Anschluss an einen spirituellen Impuls durch Pfarrer Klemens Teichert beantwortete der Bischof Fragen der Anwesenden. Dabei ging es auch um die Entlastung von Priestern. „Die Gemeindeleitung muss nicht immer durch einen Priester erfolgen. An diesem Modell arbeiten wir im Rahmen der Lokalen Kirchenentwicklung bereits“, sagte Wilmer.
Wilmer betonte, dass Verkündigung in einer Sprache erfolgen müsse, die jeder verstehen könne. Eine Frau wünschte sich mehr Ökumene, der Bischof bestätigte, dass „die Zeit vorbei ist, in der wir die Unterschiede zwischen den Konfessionen betonen.“ Zu politischen Parteien sagte Wilmer, es sei nicht die Aufgabe der Kirche, zu diesen Stellung zu nehmen, da es „nicht zum Auftrag der Verkündigung“ gehöre. Gleichwohl müsse sich die Kirche zu politischen und gesellschaftlichen Fragen äußern.
Viele Anwesende bemängelten, dass die Rolle der Frau in der Kirche verstärkt werden müsse. „Hier muss sich etwas ändern, wir werden beispielsweise mehr Frauen in Leitungspositionen bringen“, gab Wilmer zu. Zur Priesterweihe von Frauen sagte Wilmer verschmitzt: „Bestimmte Schritte brauchen Geduld, ich bin gespannt, auf welche Wege uns der Heilige Geist noch führen wird.“ Er verglich die katholische Kirche mit einem großen Containerschiff, dessen Kurs man ändern könne, aber nur langsam. Sonst bestehe die Gefahr, dass es in viele Teile auseinanderbrechen könnte.
Am kommenden Dienstag, 26. März, lädt Bischof Wilmer zum letzten Mal zum Dialog nach Bremen- Grohn ein. Beginn ist um 19 Uhr mit einem Gebet in der Kirche Hl. Familie (Grohner Markt 7), danach ist von 19.30 bis 21 Uhr Zeit für Anregungen und Diskussion.