Geleitet von einer inneren Stimme
Vier Priesteramtskandidaten werden am 12. März in Hildesheim zu Diakonen geweiht
Hildesheim (bph) Vier Priesteramtskandidaten wird der Hildesheimer Diözesanadministrator, Weihbischof Hans-Georg Koitz, am Samstag, 12. März, um 10 Uhr im Hildesheimer Dom zu Diakonen weihen. Am Vorabend, 11. März, ist um 20 Uhr eine Eucharistische Anbetungsstunde in der Seminarkirche, Brühl 16, geplant.
Das Theologiestudium haben alle vier Weihekandidaten hinter sich, aber bis zur Priesterweihe dauert es noch ein Jahr. Davor steht die Weihe zum Diakon und das praktische "Diakonatsjahr" in einer Gemeinde. Dort werden sie in den verschiedenen Bereichen der Pastoral zum Einsatz kommen, unter anderem auch predigen, taufen, bei der Trauung assistieren und beerdigen. Die Entscheidung für die priesterliche Lebensführung müsse aber lange vor der Diakonenweihe gefallen sein, sagen die vier. Denn schon bei der Weihe zum Diakon versprechen Sie Ehelosigkeit und Gehorsam gegenüber dem Bischof.
Die diesjährige Diakonenweihe führt vier Lebenswege zusammen, die an ganz unterschiedlichen Orten begannen:
Aus dem katholischen Hildesheimer Stift kommt Roland Baule (28). In der St.-Martinus-Gemeinde von Emmerke hat Baule die "klassische" Katholikenkarriere durchlaufen, wurde Ministrant und Mitglied im Pfarrgemeinderat, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Dennoch war nach dem Abitur in Hildesheim und dem Zivildienst in der Sozialstation Groß-Förste zunächst der Religionslehrer erklärtes Berufsziel. Begonnen hat Roland Baule das Studium der Theologie und Germanistik in Münster. Sein Staatsexamen legte er jedoch in Hannover ab. Beim Schulpraktikum spürte der junge Lehramtsanwärter dann: "Da will jemand etwas anderes von mir". Als er einmal mit seiner Klasse den Schulgottesdienst besuchte, kam ihm der Gedanke: "Ich gehöre eigentlich eher in die Kirche als ins Klassenzimmer." Wahrscheinlich habe ihn der Wunsch, Priester zu werden, schon länger beschäftigt, meint Baule heute rückblickend. Es folgten zwei weitere Jahre des Theologiestudiums an der Universität Münster, die Roland Baule vor wenigen Wochen mit dem Lizentiat abschloss.
Sein Diakonatsjahr wird Roland Baule in Braunschweig-Querum (St. Marien) absolvieren. Er freut sich darauf, in der Gemeinde mit und für Menschen zu arbeiten, sagt er. Dass er gut mit Menschen umgehen kann, hat er bewiesen: Seit 1996 arbeitet Baule als Krankenpflegehelfer in der Sozialstation Groß Förste und hat sich damit einen Teil seines Studiums selbst verdient.
In der Stadt Garbsen bei Hannover ist Thomas Hanke (26) aufgewachsen. Die Pfarrgemeinden St. Raphael und Corpus Christi waren lange spirituelle Heimat einer Gruppe von Jugendlichen, die sich sehr mit dem Glauben auseinander setzten. "Eine dichte Zeit, ein Forum, in dem Glauben wachsen konnte", erinnert sich Hanke. Zwei Priester sind aus dieser Gruppe bereits hervor gegangen. Thomas Hanke wird der Dritte sein. Der Weg von der Ministranten- und Jugendarbeit über den Zivildienst in der Gemeinde führte ihn 1999 zum Studium an die Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt. 2001 bis 2004 ging es für Hanke schließlich nach Rom, wo er an der Päpstlichen Universität Gregoriana Theologie und an der Päpstlichen Hochschule St. Anselmo Philosophie studierte. In Rom hat Hanke Weltkirche hautnah erlebt und bei seinen Mitstudenten aus aller Welt manchmal eine ganz andere Art des Glaubens gespürt. "Mit diesem Abstand sieht man die Stärken und Schwächen der Theologie in Deutschland dann etwas klarer", sagt der Diakonatsanwärter.
Nach dem Bakkalaureat im Sommer 2004 begann Thomas Hanke ein Praktikum in der Gemeinde St. Oliver, Laatzen, und wird nach der Diakonenweihe dorthin zurück kehren. Im September dieses Jahres ruft dann wieder das Studium in Rom. Thomas Hanke will dort sein Lizentiat machen.
Die Volkswagenstadt Wolfsburg ist Heimat von Oliver Lellek (36), dem Ältesten der Gruppe. Als Ministrant der Gemeinde St. Raphael und gefördert durch einen guten Pfarrer bekam er bald "Lust auf Theologie", die er nach dem Abitur zunächst an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt und dann in Paris auslebte. Sein Examen hat Lellek dann 1993 wieder in Frankfurt gemacht. Vom Main zog es den diplomierten Theologen an den Neckar, wo er sich fachlich dem Islam zuwandte. In Mannheim und Heidelberg begann er ein Aufbau- und Promotionsstudium der Islamwissenschaften und arbeitete am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionsgeschichte der Universität Mannheim. Seine Dissertation über "Islamisches Offenbarungsverständnis als Herausforderung christlicher Theologie" liegt in den letzten Zügen. Fest verwurzelt in der Mannheimer Pfarrei St. Sebastian wurde er Mitgründer und Vorstandsmitglied der Christlich-Islamischen Gesellschaft Mannheim e.V., die den Dialog mit Muslimen an Deutschlands größter Moschee in Mannheim pflegt. Lellek empfindet es als "spirituelle Bereicherung", von außen auf den eigenen Glauben zu blicken und will sich auch in Zukunft, falls möglich, mit dem Islam auseinander setzen.
Sein Diakonatsjahr wird Oliver Lellek in der Göttinger Gemeinde St. Paulus absolvieren.
Jüngster im Bunde ist Constantin Sendker (24), geboren in Hamburg-Harburg aber aufgewachsen in Seevetal (Gemeinden St. Altfrid und St. Ansgar). Dort erlebte er als Ministrant und Pfadfinder einen Pfarrer, der ihm durch sein persönliches Leben den Priesterberuf nahe brachte. Warum er Priester werden möchte? "Ich habe immer eine Stimme in meinem Herzen gefühlt", sagt Sendker freimütig. "Diese Stimme hat mich über Jahre hinweg gerufen. Mal stärker, mal schwächer." Jedenfalls stark genug, um den direkten Weg zur Priesterweihe einzuschlagen. Auch Sendker studierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in St. Georgen, Frankfurt, und verbrachte ein Freisemester in Innsbruck. Nach dem Diplom im Frühjahr 2004 war Sendker vier Monate in der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion in Jerusalem.
Das Diakonatsjahr wird Constantin Sendker in die Gemeinde St. Maria in Buxtehude führen.
Nach vielen Jahren des theoretischen Studiums freuen sich die vier angehenden Diakone nun auf die seelsorgliche Praxis. Taufgespräche, Ehevorbereitungen, Trauerbegleitung – hinein ins bunte Leben einer Gemeinde. Dass sie als Diakone eine andere Stellung haben werden als zuvor, wissen sie. Bei mancher kleinen Unsicherheit, die vielleicht am Anfang leise mitschwingen wird: Die Neugier auf die Seelsorge überwiegt bei weitem und eine gewisse Grundsicherheit bringe man schließlich mit, formuliert einer. Wo soll es beruflich einmal hingehen nach der Priesterweihe? Da halten sich alle vier bedeckt, wollen erst einmal möglichst viele Erfahrungen sammeln. "Ich möchte ein Mann Gottes werden", bringt Constantin Sendker die Dinge schließlich auf den Punkt, "der Herr wird schon wissen, wohin er mich dann schickt."