Gebeugte Knie und leere Hände
Bischof Norbert Trelle wendet sich an Weihnachten gegen eine Kultur der Machbarkeit
Hildesheim (bph) Vor einer Logik des Funktionierens und Produzierens warnt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seiner Predigt zu Weihnachten. „Die gebeugten Knie und die hingehaltenen leeren Hände sind die beiden Urgebärden des freien Menschen,“ sagte der Bischof in der Christnacht mit Blick auf den von den Nationalsozialisten ermordeten Pater Alfred Delp.
Bischof Norbert Trelle erinnert in seiner Predigt an das Weihnachtsfest 1944, als Alfred Delp gefesselt in einer Gefängniszelle saß. Wenige Tage vor seiner Ermordung konnte der unbeugsame Pater wenig mehr tun, als seine Knie zu beugen und die gefesselten Hände zum Himmel zu erheben. Das tun, worin nach Trelle „jeder Mensch unverstellt ganz er selber sein darf, worin ganz ohne äußeren Zwang seine unverlierbare Würde zum Ausdruck kommt: Anbeten und seine Bedürftigkeit annehmen können!“
Diese Würde des Anbetens ist bedroht, wo menschliche Allmachtsträume alles für machbar und berechenbar erklären, alles dem Profitdenken unterwerfen. „Unter einer wirklich dünnen humanen Decke geschieht oft nichts anderes, als dass man die Grenzen immer weiter zurückdrängt, um den Menschen und seine Lebensräume wie frei verfügbares Material auszubeuten für den Markt oder für den perfektionierten Menschen der Zukunft,“ sagte der Bischof wörtlich in seiner Predigt. Als Beispiele nennt Norbert Trelle den Sonntag, dessen Schutz immer weiter ausgehöhlt wird und die Reproduktion von Stammzellen für die medizinische Forschung.
Dem stellt Bischof Norbert Trelle eine Kultur des Beschenkenlassens gegenüber, die frei macht von der Verkrampfung der Selbstbehauptung, denn „wir müssen weder uns selbst noch anderen den Wert und den Sinn des eigenen Lebens unter Beweis stellen.“