Ge-Schwesterliches Bischofsmahl
Gisela Trelle kocht an Weihnachten im Hildesheimer Bischofshaus selbst
Hildesheim (bph) Heringssalat, Entenbrust und Reste – das Hildesheimer Bischofshaus schlemmt an Weihnachten gediegen, aber nicht übertrieben. Gisela Trelle, die Schwester von Bischof Norbert Trelle, nimmt an den Feiertagen den Kochlöffel selbst in die Hand.
Am Heiligen Abend gönnt sich das Zwillingspaar Norbert und Gisela Trelle eine kleine Erinnerung an Kölner Zeiten: Heringssalat Rheinische Art mit Roter Beete soll auf den bischöflichen Tisch. Zum Dessert Zitronencreme wie jedes Jahr im Hause Trelle. „Ohne Zitronencreme ist Weihnachten nicht Weihnachten“ sagt Gisela Trelle. Mit der „Entenbrust à l’Orange“ zieht dann am ersten Weihnachtsfeiertag ein Hauch von Süden durch das Bischofshaus. Das Geschwisterpaar erwartet eine Tante zum Essen, die seit Oktober in einem Seniorenstift in der Nähe lebt. Auch die ältere Schwester aus Kassel samt Mann hat sich zum Besuch angesagt. Geradezu klassisch dann das „Schlemmermenü“ am zweiten Weihnachtsfeiertag. „Vermutlich wird es Reste geben“, schmunzelt die Hobbyköchin.
Meist ist die kleine Privatküche im Obergeschoss des Bischofshauses penibel sauber und aufgeräumt. „Ich mag es gerne ordentlich“, gesteht Gisela Trelle. Während der Woche arbeitet eine Köchin in der Großküche des Hauses und füllt pünktlich um 12.30 Uhr die hungrigen katholischen Mägen des Bischofshauses. Sieben an der Zahl sind es in der Regel: neben dem Bischof samt Schwester und Bischöflichem Kaplan die vier Brüder der Brüdergemeinschaft der Canisianer, die in einem Seitenflügel des weitläufigen Hauses leben.
Nur am Wochenende und den Festtagen greift die Bischofshaus-Frau selbst zu Schürze und Kochtopf. Dann kommt oft Deutsches, aber auch viel italienische Kost auf den Teller. Das aber richtig: Gisela Trelle ist eine passionierte Hobbyköchin und kann sich nach eigenen Angaben abendelang in Kochbücher versenken. Tagsüber sieht sie auch ganz gerne die einschlägigen Kochsendungen im Fernsehen. Und: Gisela Trelle ist eine Perfektionistin. Alles muss stimmen. „Das Wichtigste am Kochen ist das Timing“, hat sie herausgefunden. Auch ihre Leibspeise Kohlrouladen muss eine ganz bestimmte Bissfestigkeit aufweisen, sonst ist die Schwester des Bischofs nicht zufrieden. Kulinarische Distanz hält sie dagegen zur niedersächsischen Spezialität Braunkohl mit Bregenwurst. „Ich habe das einmal im Restaurant gegessen und war wenig begeistert“, gesteht sie.
Schon als Sparkassen-Angestellte wusste Gisela Trelle Selbstgekochtes sehr zu schätzen. Kantinen hat sie gemieden, dafür lieber abends gekocht, als „Höhepunkt des Tages“. Von dieser Kocherfahrung zehrt sie bis heute und trifft damit angeblich auch den Geschmack ihres bischöflichen Bruders. Das Oberhaupt des Bistums Hildesheim ist genusstechnisch „pflegeleicht“, verrät seine Schwester. Auch wenn es den Herrn des Hauses gelegentlich dem Duft nach in die Küche verschlägt, hat er noch nie vorab aus den Töpfen genascht. Die Disziplin liegt wohl in der Familie.