Gabe des Lauschens
Die neue Seifert-Orgel in der Magdalenenkirche wurde eingeweiht
Hildesheim (bph) Mal fulminant und mal leise, extrovertiert und sensibel, auf jeden Fall aber beeindruckend hat sich die neue Seifert-Orgel in der Hildesheimer Magdalenenkirche am Sonntag der Öffentlichkeit vorgestellt. Weihbischof Hans-Georg Koitz weihte das neue Instrument in einem Festgottesdienst mit zahlreichen Gästen.
9.000 Stunden Arbeit stecken in dem Werk, und jede Minute davon hat sich offenbar gelohnt. Schon der Weihegottesdienst am Morgen war ein Hörgenuss. Domkantor Stefan Mahr stellte die neue Orgel mit vorwiegend moderneren Stücken vor und wurde dabei unterstützt von den Chören des Domes unter der Leitung von Dommusikdirektor Thomas Viezens und dem Reminiszenz-Blechbläserensemble Joachim Hartz. „Zuhören“ war dann auch das zentrale Thema der Predigt von Weihbischof Hans-Georg Koitz, nachdem er die neue Orgel mit einem Segensspruch geweiht hatte. Nur wer zuhören könne, werde ein guter Musiker und nur wer seinen Mitmenschen zuhört, findet einen Weg in ihre Herzen, glaubt der Weihbischof. Daher wünschte er den Gästen in der übervollen Kirche die „Gabe des Lauschens“ bei den Klängen der Orgel, aber auch im Austausch mit den Menschen.
Nach dem Gottesdienst bekannte sich Sigrid Maier-Knapp-Herbst, Präsidentin der Klosterkammer Hannover, in einem Grußwort zu ihrer Verantwortung, das Erbe der Magdalenenkirche zu bewahren und an kommende Generationen weiter zu geben. Sie lobte die „vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit“ mit dem Bistum Hildesheim bei Entwurf und Ausführung der Orgel. Ähnlich äußerte sich Ekkehard Palandt, 2. Bürgermeister der Stadt Hildesheim. In seinen Augen wertet die neue Orgel diesen Teil der Stadt, der mit dem Magdalenengarten schon jetzt „ein kleines Stück Paradies in Hildesheim“ sei, weiter auf. Als Pfarrer der Kirchengemeinde Heilig-Kreuz, zu der die Magdalenenkirche gehört, erinnerte Domkapitular Wolfgang Osthaus an die Vorgeschichte des Orgelneubaus, der mit einer „Kettenreaktion“ begann: Im Rahmen der Domsanierung musste im Sommer vergangenen Jahres die Antoniuskirche geschlossen werden, weil dort das neue Dom-Museum gebaut wird. Die dortige Orgel, die bislang Ausbildungs- und Übungsorgel der Domorganisten war, wurde bereits verkauft und abgebaut. Daher wichen die Dommusiker in die Magdalenenkirche aus, deren alte Hillebrand-Orgel aber den Ansprüchen nicht mehr genügte. So wurde innerhalb eines knappen Jahres die alte Orgel ausgebaut, die Orgelempore der Magdalenenkirche verstärkt und die neue Orgel eingebaut. „Wir sind stolz auf dieses Werk“, stellte der Domkapitular kurz und bündig fest.
Die neue Magdalenen-Orgel mit ihren 33 Registern auf drei Manualen ist ein Werk der Orgelbauanstalt Romanus Seifert & Sohn GmbH & Co. KG Kevelaer. Sie soll für den Gottesdienst und zur Ausbildung von Organisten genutzt werden, aber auch bei Konzerten erklingen. Daher verfügt das Instrument über eine Aufzeichnungseinrichtung, mit der das Spiel aufgenommen und wieder abgespielt werden kann. Das ist interessant beim Unterricht, kann aber auch für Klangkollagen genutzt werden.
Die Orgel wurde in nur elf Monaten konstruiert und errichtet. Sie kostete 470.000 Euro, die je zur Hälfte das Bistum Hildesheim und der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds trägt, in dessen Eigentum sich die Magdalenenkirche seit 1818 befindet. Weitere 50.000 Euro stellte der Klosterfonds für begleitende Baumaßnahmen und eine Orgelbroschüre zur Verfügung, die zur Einweihung erschienen ist.