Für eine Kultur der Achtsamkeit
Jutta Menkhaus-Vollmer ist „Präventionsbeauftragte Sexueller Missbrauch“ im Bistum Hildesheim
Hildesheim (bph) Jutta Menkhaus-Vollmer (50) ist seit 1. Februar Präventionsbeauftragte für sexuellen Missbrauch im Bistum Hildesheim. In den Einrichtungen des Bistums soll sie für eine „Kultur der Achtsamkeit“ sorgen und damit sexuellem Missbrauch vorbeugen.
Täter, die Kinder sexuell missbrauchen, nutzen oft bestimmte Situationen aus. Missbrauchte Kinder wiederum senden häufig Hilfssignale an ihre Umwelt. Doch werden diese Situationen, diese Signale immer richtig erkannt und gedeutet? Werden sie ernst genommen? Wie die anderen deutschen Diözesen so hat nun auch das Bistum Hildesheim eine Präventionsbeauftragte gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen. Sie soll sich genau diesen Fragen widmen und in den Pfarrgemeinden und Einrichtungen des Bistums die Sensibilität für das Thema schärfen, so dass den Tätern ihre Taten immer schwerer gemacht und Opfer ermutigt werden, das Schweigen zu brechen. „Kinder und Jugendliche müssen sich zu selbstständigen, eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Personen entwickeln können“, sagt Menkhaus-Vollmer.
In den nächsten Tagen und Wochen will sich die neue Mitarbeiterin des Bistums zunächst ein Bild von der Situation machen. Es sei in der Vergangenheit schon einiges geschehen, sagt die studierte Sozialpädagogin und verweist auf das erweiterte Führungszeugnis, das seit September 2010 von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bistum verlangt wird, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Dann aber will Jutta Menkhaus-Vollmer katholische Einrichtungen zwischen Harz und Nordsee besuchen, von der Pfarrgemeinde über die Kindergärten bis zu den katholischen Schulen um mit Fachkräften Konzepte und Schulungen zu erarbeiten. Dabei soll es um Themen wie den Schutz von Kindern und Jugendlichen und Täterstrategien gehen. Aber auch die Psychodynamiken der Opfer und die Strukturen von Institutionen sollen bearbeitet werden. Etwa zwei bis drei Jahre werde sie dafür brauchen, schätzt Menkhaus-Vollmer. Danach werden die Schulungen regelmäßig wiederholt, mindestens alle fünf Jahre.
Dafür will sich die Sozialpädagogin ein Netzwerk erfahrener Referentinnen aufbauen und in die Einrichtungen schicken. Ganz wichtig ist der vierfachen Mutter jedenfalls, dass die Geschulten, vor allem aber die Priester, nicht unter Generalverdacht gestellt werden sondern ein Gefühl dafür entwickeln, wann das Wohl eines Kindes gefährdet sein könnte. Bald werden auch eine eigene Homepage und verschiedene Broschüren entstehen.
Durch ihre Präventionsarbeit ergänzt Jutta Menkhaus-Vollmer die Arbeit der Missbrauchsbeauftragten im Bistum Hildesheim, die sich auch in Zukunft um die Opfer sexuellen Missbrauchs kümmern und für Gespräche zur Verfügung stehen werden. Ihre Stelle ist angesiedelt bei der Arbeitsstelle für pastorale Fortbildung und Beratung des Bistums Hildesheim (afb).
Jutta Menkhaus-Vollmer stammt aus Osnabrück und hat Sozialwesen an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel studiert. Danach arbeitete sie zunächst in der Schuldnerberatung im Caritasverband Hannover e.V. und studierte dann Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hannover. Seit 2001 war sie Vertretungslehrerin und pädagogische Mitarbeiterin an der Grundschule Moritzberg in Hildesheim und bildete sich 2007 bis 2010 zur Mediatorin und Fachberaterin Konflikthilfe in der sozialen Arbeit weiter. Menkhaus-Vollmer ist verheiratet und wohnt in Hildesheim-Barienrode, wo sie sich ehrenamtlich in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus engagiert. Außerdem singt sie im Kammerchor St. Andreas in Hildesheim.