Erziehender Unterricht

Schulchef des Bistums Hildesheim sprach über Rechtsextremismus in der Schule

Hildesheim (bph) Mit „erziehendem Unterricht“ lässt sich am ehesten verhindern, dass Schüler zu Rechtsextremisten heranwachsen, meint PD Dr. Jörg-Dieter Wächter, Leiter der Hauptabteilung Bildung im Bischöflichen Generalvikariat Hildesheim. Schule müsse daher mehr sein als nur eine Bildungsanstalt, sagte der Pädagoge am Montag, 9. Januar, in der Talkshow „Die Weisse Runde. Prominente im Talk für Toleranz“ in der St. Augustinus-Schule Hildesheim. Thema des Gesprächs, das von Matthias Horndasch moderiert wurde: „Wie kann man sich als Heranwachsender eine sozial sensible Haltung und ein Standing gegen extremistische Versuchungen aneignen – und wie kann man junge Menschen dabei unterstützen?“

 

Rechtsextremistisches Gedankengut findet viele Anhänger, gerade unter Jugendlichen. Wie kann man junge Menschen davor schützen, solchen Ideen zu verfallen? Wächters Antwort mag unerwartet klingen aus dem Munde des Chefs der katholischen Schulen im Bistum: „Schule ist nicht das Wichtigste. Wir müssen eine Kultur entwickeln, in der jeder Schüler das Gefühl hat, ein wertvoller Mensch zu sein, und zwar unabhängig von seinen Zensuren.“ Dabei setzt der Pädagoge weniger auf das Eintrichtern von Informationen, als auf das soziale Lernen in einer gesunden Gemeinschaft. „Die Schüler müssen merken, dass sie einen Einfluss auf die Schule haben und sie mitgestalten können“, sagte Wächter vor mehreren Schulklassen in der Turnhalle der St. Augustinus-Schule.

Abscheulich findet Wächter die Mordserie Rechtsextremer in Deutschland. Zeigt ein Schüler offen rechtsextremistische Gesinnungen, dann hilft nach seiner Ansicht nur das offensive Ansprechen des Lehrers. Dabei müsse man den Jugendlichen aber immer auch einen Weg zurück in die Gemeinschaft eröffnen, fordert er: „Die Person schätzen, aber die Gesinnung verurteilen.“ Haltlosigkeit und Vereinsamung seien der beste Nährboden für rechtsradikale Ideen. Dagegen muss eine Schule anarbeiten, meinte Wächter und vertiefte diese Position dann auch nach den Fragen der Zehntklässler Elisabeth Wildschütte und Marvin Gerth und weiterer Schüler der katholischen Augustinus-Schule.

„Die Weisse Runde“ ist eine Interviewreihe mit Prominenten und Jugendlichen, die sich gegen Diskriminierung und Rassismus einsetzt. Kooperationspartner sind unter anderem das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) und das katholische Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH). Seit 2001 waren zahlreiche Prominente zu Gast, unter anderem der frühere Ministerpräsident Christian Wulff, die ehemalige Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann und Bischof Norbert Trelle. Das Gespräch wird aufgezeichnet und bei verschiedenen Sendern ausgestrahlt.

Die aktuelle Aufzeichnung mit PD Dr. Jörg-Dieter Wächter ist zu sehen und zu hören:
im Internet unter: www.die-weisse-runde.de ab 21. Januar;
Radio ZuSa: Sonntag, 22. Januar, 11 Uhr;
TV38: Sonntag, 22. Januar, 19 Uhr;
Oldenburg Eins Fernsehen + Radio, ab 23. Januar, siehe Sendeprogramm;
web radio flora; Dienstag, 24. Januar, 18.03 Uhr;
Radio LeineHertz 106einhalb: Mittwoch, 25. Januar, 19 bis 20 Uhr;
StadtRadio Göttingen: Donnerstag, 26. Januar,12 bis 13 Uhr;
Radio Tonkuhle: Freitag, 27. Januar, 11 bis 12 Uhr;
h1 Fernsehen aus Hannover: Freitag, 27. Januar, 19 Uhr und Sonntag, 29. Januar, 23 Uhr