Ermutigung statt Ermahnung
Bischof Norbert Trelle wirbt beim Katholischen Deutschen Frauenbund für christliche Familien
Hildesheim (bph) Die Krise von Ehe und Familie ist nach Ansicht des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle vor allem eine religiöse Krise. Katholische Verbände könnten dazu beitragen, die Frage nach Gott wachzuhalten und positive Beispiele gelingender Familien zu geben, sagte Trelle am Mittwoch beim Diözesantag des „Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB)“ in Hildesheim unter dem Motto „Familie stark machen! Der Wert der Familie in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs.“
Die Zahlen, die der Bischof präsentierte, sind erschreckend: 1993 wurden im Bistum Hildesheim noch 2.154 Ehen katholisch geschlossen, 2006 traten nur noch 1.049 Paare vor den Altar: ein Rückgang um mehr als die Hälfte! Zugleich zeigen alle Untersuchungen, dass Jugendliche sich nichts so sehr wünschen wie stabile Familien und Kinder. Wie kommt es dann dazu, dass unsere Wirklichkeit eher „von der Auflösung von Ehe und Familie gekennzeichnet ist“, wie der Bischof bedauerte? Ausdrücklich begrüßte Trelle vor den rund 220 Frauen in Hildesheim die Versuche der Politik, jungen Eltern mehr Zeit, Geld und Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, um die Entscheidung für ein Kind zu erleichtern. Doch das reicht nach Ansicht von Trelle nicht aus.
Grundlage der Familie ist nach Worten des Bischofs „die Ehe als frei geschlossene Liebesgemeinschaft zwischen Mann und Frau, die auf Dauer angelegt und offen für Kinder ist.“ Diese Bindung wiederum habe etwas zu tun mit der Bindung an Gott. Die Ehe ist nach Trelles Worten wie eine Klettergemeinschaft, die mit einem Seil aneinander gebunden ist. Dieses Seil gebe Sicherheit auf dem Weg zum Gipfel.
In erster Linie muss es also darum gehen, die Frage nach Gott wach zu halten und ermutigende Signale für Ehe und Familie zu setzen, keinesfalls aber alternative Lebensmodelle zu verurteilen. Dafür gibt es nach Trelles Ansicht verschiedene Möglichkeiten. Der Bischof denkt etwa an Familienzentren oder eine Familienkatechese im Zusammenhang mit Taufe, Erstkommunion oder Firmung. Vielleicht könne man auch Ehejubiläen öffentlicher feiern oder Familien segnen, schlägt das geistliche Oberhaupt des Bistums vor. Auch Kindergärten und Kindertagesstätten seien ein guter Ort um Familien zu begleiten und zu stärken. Verbündete sieht der Bischof nicht zuletzt auch in den katholischen Verbänden wie etwa dem KDFB. Deren Mitglieder leben häufig in gelingenden Ehen und Familien und können damit ermutigende Zeichen setzen, zeigte sich Trelle überzeugt. Inständig bat er die Damen des Frauenbundes, zu überlegen, „wie wir Familien und Menschen auf der Suche nach Formen für Partnerschaft innovativ und aus dem Glauben heraus begleiten können.“
Der Katholische Deutsche Frauenbund in der Diözese Hildesheim wurde 1904 gegründet, nur ein Jahr nach der bundesweiten Gründung 1903 in Köln. Der Diözesanverband hat zur Zeit rund 1.800 Mitglieder in 38 Zweigvereinen, die sich jährlich zu einem Diözesantag treffen. Vorsitzende ist Erika Heinemann.