Erlauchte Eindrücke
Das „Katholische Forum Niedersachsen“ diskutierte über Christentum in Europa
Hildesheim/Hannover (bph) Einen adligen Blick auf das Christentum in Europa gewährte das Katholische Forum Niedersachsen seinen Gästen am Dienstag, 9. Oktober, im Künstlerhaus Hannover, den Blick eines Regisseurs zudem und auch jenen eines Autors. Einen Blick jedoch musste das Forum schuldig bleiben – den auf die Leinwand. Als „Filmischer Essay“ sollte ein Film von Ingo Langner die christliche Ursprungsgeschichte Europas beleuchten. Urheberrechtliche Gründe verhinderten dies im letzten Moment. So blieb nur eine Diskussion auf der Bühne, welche die Gäste in Kinosesseln verfolgten.
Im Jahre 49 nach Christus kam der Apostel Paulus von Kleinasien in die Garnisonsstadt Philippi im heutigen Griechenland. Dies gilt als Beginn der Christianisierung Europas. In einem filmischen Essay hat Ingo Langner diese Geschichte filmisch nachgezeichnet. Als deutsche Erstaufführung hätte der Film Kernstück und roter Faden des Abends werden können. Sein Fehlen wurde schmerzlich bemerkt. Immerhin war der Filmmacher zu einer Diskussion in das Kino des Künstlerhauses gekommen, die nun unter dem Thema stand „Philippi. Perspektiven einer christlichen Ursprungsgeschichte“. Dort sah er sich in erlauchter Gesellschaft. Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein, Botschafter des Fürstentums Liechtenstein beim Heiligen Stuhl in Rom und Erzherzogin Gabriela von Habsburg-Lothringen, Botschafterin von Georgien in Deutschland, blickten aus unterschiedlichen geographischen Perspektiven auf das Christentum in Europa. Ulrich Schacht, Schriftsteller mit Wohnsitz in Schweden, war einziger Protestant in der Runde, die von Dr. Guido Heinen, dem Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages, moderiert wurde.
Wie steht es denn nun um das Christentum in Europa? Ist es zum Untergang verurteilt oder steht es gar vor neuen Aufbrüchen? Eine Antwort konnte die Runde darauf nicht geben, steuerte aber interessante Eindrücke bei: So musste der Liechtensteiner Prinz zwar berichten, dass auch in seiner vermeintlich katholischen Heimat der Kirchenbesuch zurück geht, aber die Erzherzogin erlebte im orthodoxen Georgien Taxifahrer, die sich bei jeder Kirche bekreuzigen. Auch die Tatsache, dass ihre Kinder zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II. wie selbstverständlich nach Rom fuhren, lässt hoffen.
Filmmacher Ingo Langner hat in Europa ein Gläubigkeits-Vakuum ausgemacht, das nach seiner Beobachtung nun von Muslimen gefüllt wird, die sich ganz natürlich als gläubig bezeichnen. Am deutlichsten wurde Autor Schacht, der einst nach dem Studium der evangelischen Theologie in der DDR wegen „staatsfeindlicher Hetze“ inhaftiert war. Schmerzlich vermisst er in der Europäischen Union einen ethischen Unterbau. Einzig gewollte Ideologie sei der Konsummaterialismus, alle anderen Identitäten würden bekämpft. Für ihn steht die „Brüsseler Identitätsprothese“ am vorläufigen Ende eines langen Entchristlichungsprozesses, der mit der Französischen Revolution und ihrem Christenhass begonnen habe. „Das Christentum muss kämpferischer werden“ forderte der kampferprobte Schriftsteller unwidersprochen, denn: „Im Grunde gibt es in Europa ein Interesse am Christentum.“
Das Katholische Forum Niedersachsen wurde 2002 durch die Bischöfe von Hildesheim und Osnabrück sowie den Bischöflichen Offizial in Vechta gegründet. Es will in den Bereichen der Gesellschafts- und Sozialpolitik sowie Bildungspolitik katholische Positionen diskutieren und wendet sich dabei in seinen Veranstaltungen an Entscheidungsträger und Fachleute.