Er nennt sich Benedikt XVI.

Das Konklave ist zu Ende. Joseph Kardinal Ratzinger ist zum Papst gewählt. Er nennt sich "Benedikt XVI.". Für das Bistum Hildesheim spreche ich dem Heiligen Vater die herzlichsten Glückwünsche aus.

Der neue Papst hat sich einen anderen Namen gewählt als seine beiden Vorgänger. In der Nachfolge des einzigartigen Pontifikats Johannes Pauls II. macht er damit deutlich, dass er ein anderer, ein neuer Papst ist, nicht ein Nachahmer des bisherigen. Mit diesem Heiligen Vater schenkt Gott seiner Kirche einen Papst mit anderen Gaben, einen, der vielleicht auch andere Schwerpunkte setzen wird. Seine langjährige Erfahrung in der Leitung der Kirche als Erzbischof von München-Freising und danach als Kurienkardinal verbinden sich in ihm mit allseits anerkanntem hohen theologischen Wissen und wachem Gespür für die geistigen Strömungen in unserer Gesellschaft. Sein Namens-Vorgänger schlug Brücken des Friedens in einem vom Ersten Weltkrieg gespaltenen Europa. Will Benedikt XVI. auf seine Weise heute notwendige Brücken bauen?

Was soll man dem neuen Papst wünschen? Wünsche sind im Vorfeld seiner Wahl viele geäußert worden. Sie passen nicht immer zusammen. Während sich die einen schnelle innerkirchliche Reformen erhoffen, plädieren andere eher für eine straffere Kirchenführung, und wieder andere halten ein starkes Glaubenszeugnis der Kirche in unsere Welt hinein für das Notwendigste.

Deshalb wird es vielleicht die wichtigste Aufgabe des neuen Papstes sein, die Vielfalt in der Kirche in ihrer großen und weltumspannenden, wahrhaft katholischen Einheit zusammen zu halten. Das II. Vatikanische Konzil nennt den Papst "das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielfalt von Bischöfen und Gläubigen" (Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen gentium", 23). Ich wünsche Benedikt XVI., dass er dieser großen Herausforderung gerecht werden kann.

Im katholischen Gesangbuch, dem "Gotteslob", findet sich ein Gebet für den Papst, das von Kardinal John Henry Newman stammt. Dort heißt es: "Gib deinem Diener und Stellvertreter, dem Heiligen Vater, wahre Weisheit, Mut und Kraft" (Gotteslob, Nr. 27,2). Ich lade alle Katholiken des Bistums Hildesheim ein und alle, die in diesen Tagen des neuen Papstes gedenken, dieses Gebet mitzusprechen.

Wahre Weisheit, Mut und Kraft - diese drei Tugenden mögen den neuen Heiligen Vater erfüllen: Die Weisheit zu erkennen, wohin der Heilige Geist seine Kirche führen will, den Mut, dieser Führung zu folgen, und die Kraft, die notwendigen Schritte zu gehen. All dies ist keine Selbstverständlichkeit. Aber ich habe die große Hoffnung, dass der Geist Gottes, der durch das Votum der Kardinäle Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst erwählt hat, ihm Weisheit, Mut und Kraft für das schwere Amt geben wird, das er nun antritt.

Gottes Segen möge unseren Heiligen Vater erfüllen, und sein Wirken möge der ganzen Kirche und der Welt zum Segen werden.

Weihbischof Hans-Georg Koitz
Diözesanadministrator im Bistum Hildesheim