Eine warme Suppe für den Bischof
Dr. Josef Homeyer besuchte den "Mittagstisch St. Michael" in Göttingen
Hildesheim/Göttingen (bph) Eine warme Suppe hat der Hildesheimer Bischof Dr. Josef Homeyer am Mittwoch beim "Mittagstisch St. Michael" in der gleichnamigen Göttinger Kirchengemeinde bekommen. Homeyer besucht in diesen Wochen die katholischen Gemeinden im Dekanat Göttingen.
Wollte Jesus Kirchensteuern? Wie wird man Bischof? Und: Warum stört die Polizei so oft beim Mittagessen? Mit recht ungewöhnlichen Fragen wurde der Hildesheimer Bischof beim Auslöffeln seiner Gemüsesuppe konfrontiert. Von den Tischnachbarn – darunter Obdachlose und Drogenabhängige – erfuhr er manches über das Leben am Rande der Gesellschaft, über Sucht und Gewalt und missratene Lebensbiographien. Und von den Mitarbeitern einiges über die Geschichte des "Mittagstisch".
Am 1. September 1990 wurde der "Mittagstisch St. Michael" in den Räumen der Kirchengemeinde in der Göttinger Turmstraße eröffnet. Schon bald bot die "Göttinger Tafel" an, den Mittagstisch werktäglich mit Eintopf zu beliefern. Zur Zeit werden zwischen 12 und 13.30 Uhr bis zu 25 Liter Eintopf ausgegeben, dazu Brot und Getränke. Am Wochenende kochen die insgesamt 38 ehrenamtlichen Mitarbeiter selbst. Etwa 50 bedürftige Gäste besuchen den Mittagstisch während der Woche, am Wochenende sind es bis zu 70. Sie zahlen werktags 25 Cent pro Mahlzeit beziehungsweise 60 Cent am Wochenende.
Die Kosten von etwa 60.000 Euro pro Jahr werden durch die Einnahmen und Zuschüsse der Stadt nicht gedeckt, berichtete Pater Heribert Graab von den Göttinger Jesuiten, die das Projekt unterstützen. Da zum Mittagstisch auch Drogenabhängige kommen, kam es nicht selten zu Konflikten mit der Polizei. Trotz allem lohne sich der Mittagstisch, so Graab gegenüber den Bischof: "Toleranz funktioniert".
Bischof Dr. Josef Homeyer visitiert in diesen Wochen im Rahmen einer Pastoralreise die Gemeinden im Dekanat Göttingen. Traditionell besucht das Oberhaupt des Hildesheimer Bistums dann auch öffentliche Einrichtungen. So führte Homeyer bereits Gespräche mit Vertretern von Stadt und Universität Göttingen.