Eine radikale Erneuerung
Der emeritierte Würzburger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele sprach über das Konzil
Hildesheim/Goslar (bph) Das Zweite Vatikanische Konzil, das vor 50 Jahren in Rom begann, war keine bloße Kirchenkosmetik, sondern brachte eine „radikale und totale Erneuerung“. Diese These vertrat der frühere Würzburger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele am Freitagabend, 26. Oktober, bei einem Vortrag im St.-Jakobushaus Goslar, der Akademie des Bistums Hildesheim. Scheele sprach im Rahmen der zweitägigen Eröffnungsveranstaltung „Erinnern. Erleben. Gestalten. Das II. Vatikanum weiterdenken und umsetzen“. Vier Seminare zur Vertiefung sollen folgen.
Er war schon ein erfahrener Pfarrer, als Dr. Paul-Werner Scheele von der Wochenzeitung „Echo der Zeit“ beauftragt wurde, im Herbst und Winter 1964 von der dritten Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils zu berichten. Scheele konnte dadurch einen Blick hinter die Konzilskulissen werfen und die Dynamik dieses weltgeschichtlichen Ereignisses hautnah miterleben.
Seine Begeisterung über das Gesehene und Gehörte hat sich der inzwischen betagte Bischof bis heute bewahrt. Engagiert, konzentriert und mit einer gehörigen Portion Humor schilderte der Emeritus in Goslar vor etwa 20 Teilnehmern seine Eindrücke. Anhand der Konzilsdokumente wies er nach, wie nachhaltig sich das kirchliche Leben seit damals geändert hat. Am sichtbarsten sei dies in der Liturgie, bei der Feier des Gottesdienstes. Doch auch das Verhältnis der Kirche zur Welt, zu den anderen Religionen und nicht zuletzt zu den evangelischen Mitchristen habe sich damals radikal verbessert. Als langjähriger Vorsitzender der Ökumenekommission der deutschen Bischöfe konnte Scheele später die Früchte ernten. Eigentlich sei heute jeder Bischof ein Ökumenebischof, plauderte Scheele mit spitzbübischem Lächeln, „auch wenn manche dies aus Bescheidenheit nicht ganz so laut sagen“. Scheele ließ am Ende seines kurzweiligen Vortrages jedenfalls keinen Zweifel daran, „dass wir Gott für dieses Geschenk des Konzils zu danken haben.“ Nun hänge es von einem jeden einzelnen ab, ob die damalige Versammlung der Bischöfe langfristig Früchte tragen könne.
Die zweitägige Eröffnungsveranstaltung im Jakobushaus gab den Teilnehmern einen ersten Überblick über die wichtigsten Themenfelder des Konzils. In den nächsten Monaten und Jahren werden einzelne Aspekte in vier weiterführenden Seminaren vertieft.
Über Religionen und Ökumene soll am 25. und 26. Januar 2013 gesprochen werden. Es referieren die Ökumene-Referentin des Bistums, Dr. Dagmar Stoltmann-Lukas, und Dr. Thomas Fornet-Ponse vom Jakobushaus. Laien in Kirche und Gesellschaft sind am 24. und 25. Mai 2013 das Thema von Alfred Paulus und Fornet-Ponse und der Mainzer Professor Dr. Gerhard Kruip wird sich am 15. und 16. November 2013 der „Sozialen Gerechtigkeit als christliche Aufgabe“ zuwenden. Prof. Dr. Ansgar Kreutzer aus Linz leitet das Vertiefungsseminar zu „Arbeit und Teilhabe“, das für Januar oder Februar 2014 geplant ist.
Information und Anmeldung:
St. Jakobushaus, Akademie der Diözese Hildesheim,
Reußstraße 4, 38640 Goslar,
Tel.: (05321) 3426-0,
E-Mail: info(ät)jakobushaus.de
Internet: www.jakobushaus.de