Eine kleine politische Bewegung

Und dabei wäre der Segen fast auf Eis gelegt worden. Der Berliner Frost hatte den Reisebus mit 48 Sternsingern aus Hildesheim an Bord am Dienstag eingefroren. Zu Fuß machte sich die Karawane der kleinen Könige bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Schloss Bellevue. Dort wurden sie von Bundespräsident Horst Köhler und seiner Gattin Eva Luise herzlich begrüßt. „Präsidenten und Könige waren schon hier – aber so viele Könige sind etwas ganz besonderes“, rief Köhler den Sternsingern freudig zu. Das deutsche Staatsoberhaupt sparte nicht mit Lob: „Ihr tragt dazu bei, dass es eine friedlichere, bessere Welt geben kann. Ihr erinnert uns an jene, die Hunger haben, die nicht in die Schule gehen können oder nach Frieden suchen“, sagte Köhler und spielte damit auf das Leitwort der 51. Aktion Dreikönigssingen an, „Kinder suchen Frieden“.

Die Kinder berichteten dem Präsidenten vom Leitwort der Aktion und von der bundesweiten Eröffnung am 30. Dezember in ihrer Bistumsstadt. Auf einem Stern schrieben sie ihre Wünsche – neben „Liebe“, „Freundschaft“, „Geborgenheit“ auch „Hoffnung“.

Der Bundespräsident schlug nachdenkliche Töne an und bedauerte, dass Kriege in Afrika kaum noch wahrgenommen würden. „Zum Beispiel im Kongo, wo Kinder vom Militär gejagt, gequält und getötet werden. Ihr tragt dazu bei, dass das Schlimme nicht vergessen wird. Deshalb kann man Eure Aktion gar nicht hoch genug einschätzen und gar nicht dankbar genug sein für das, was Ihr tut.“ Seine persönliche Spende gab der Bundespräsident nach Afrika in eine Einrichtung im Osten des Kongo, in der Kinder Zuflucht vor dem Bürgerkrieg finden.

Natürlich schrieben die Hildesheimer Sternsinger auch den traditionellen Segensspruch auf die imposante Schlosstür – und brachten ihn auf Wunsch des Bundespräsidenten auch noch zum nahe gelegenen Bundespräsidialamt.

„20+C+M+B+09 – Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus“ steht seit Montag auch beim Bundeskanzleramt. Dort hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel jeweils eine Sternsingergruppe aus jeder Diözese Deutschlands sowie aus dem deutschsprachigen Ostbelgien empfangen. Auch die Kanzlerin würdigte die „kleine politische Bewegung“ der Sternsinger und erbat „Kraft, Zuversicht und Gottes Segen für das Jahr“.

Seit 1984 sind die „Heiligen Drei Könige“ jährlich im Kanzleramt zu Gast, Bundeskanzlerin Merkel führt damit die Tradition ihrer Amtsvorgänger Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) fort. Bereits zum fünften Mal in seiner Amtszeit empfing Bundespräsident Horst Köhler die jungen Sängerinnen und Sänger. Sie alle repräsentierten in Berlin die 500.000 Mädchen und Jungen, die sich rund um das Dreikönigsfest am 6. Januar an der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen beteiligen. Diese Aktion findet zum 51. Mal statt und steht unter dem Leitwort „Kinder suchen Frieden“. Zum ersten Mal wurde sie am 30. Dezember letzten Jahres bundesweit in Hildesheim eröffnet.

Träger des Dreikönigssingens sind das in Aachen ansässige Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ). Seit ihrem Start 1959 hat sich die Aktion zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Über 651 Millionen Euro wurden seither gesammelt, rund 53.700 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt. Bei der 50. Aktion zum Jahresbeginn 2008 sammelten die Mädchen und Jungen aus 11.886 Pfarrgemeinden 39,7 Millionen Euro. Im Bistum Hildesheim waren 876.140 Euro zusammen gekommen. Mit den Spenden fördert die Aktion Dreikönigssingen weltweit Projekte in den Bereichen der Pastoral, Bildung, Gesundheit, Ernährung, soziale Integration und Rehabilitation sowie Nothilfe.

Die Sternsingeraktion im Internet

Videobeitrag zum Besuch der Sternsinger in Berlin