Ein Weltprogramm des Christentums entwerfen
Prof. Dr. Jürgen Manemann wird neuer Direktor des FIPH
Hildesheim/Hannover (bph) Prof. Dr. Jürgen Manemann (45), Professor für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der Universität Erfurt, wird zum 1. Oktober neuer Direktor des „Forschungsinstitut für Philosophie Hannover“ (FIPH), einer Einrichtung des Bistums Hildesheim. Manemann übernimmt diese Position von Prof. Dr. Gerhard Kruip.
Von der Universität Erfurt an das FIPH: Was bewegt Jürgen Manemann dazu, diese neue Aufgabe anzunehmen? „Die Philosophie ist immer schon zentraler Bestandteil meines theologischen Denkens gewesen“, sagt der gebürtige Emsländer, „daher knüpft die Arbeit am Institut direkt an meine bisherigen Schwerpunkte an.“ Ihn reizt die Möglichkeit, philosophisch zu forschen und diese Forschung mit der öffentlichen Diskussion zu verzahnen. Dabei macht der Wissenschaftler keinen Hehl daraus, dass ihm genau das zunehmend bei seiner Arbeit an der Universität zu kurz kommt. Die Reformprozesse an den Universitäten seien zwar notwendig, damit haben Wissenschaftler nach Manemanns Worten allerdings immer weniger Zeit, sich der Forschung zu widmen. „Die Bedeutung solcher Institutionen wie des FIPH ist für die Wissenschaft daher gar nicht hoch genug zu veranschlagen“, zeigt sich Manemann überzeugt.
Nicht weniger als ein „Weltprogramm des Christentums“ will der Erfurter Professor demnächst an der Leine entwerfen und beruft sich dabei auf die großen Fragen des Philosophen Immanuel Kant: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Dieses „Weltprogramm“, so erklärt der Theologe, beinhaltet die Aufgabe, das Verhältnis zwischen Glaube und Vernunft zu bestimmen sowie nach der Rechtfertigung einer weltweiten Solidarität zu fragen.
Die Arbeit seines Vorgängers Prof. Dr. Gerhard Kruip, der auf den Lehrstuhl für Christliche Anthropologie und Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Mainz wechselte, will Jürgen Manemann fortsetzen. Weiterhin wird es also Veranstaltungen auf den verschiedensten Ebenen geben, vor allem auch für die Öffentlichkeit in Hannover und die Gemeinden des Bistums. Das FIPH soll nach Manemanns Willen auch ein Ort sein, an dem Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Kirche in Hintergrundgesprächen neuralgische Fragen diskutieren können. Zudem wird das Institut interessierten Bürgern Informationen und Übersichten zu aktuellen Debatten bereitstellen.
Prof. Dr. Jürgen Manemann wurde in Lingen/Ems geboren und hat in Münster Katholische Theologie studiert. Unter dem bekannten Fundamentaltheologen Prof. Dr. Johann Baptist Metz schrieb er eine Doktorarbeit über den Nationalsozialismus und wurde Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Münster. Im Jahre 2000 habilitierte sich Manemann in Münster im Fach Fundamentaltheologie und lehrte dort bis 2004. Um sich auch mit den Ansichten von Jugendlichen zu Fragen der Theologie und Kirche intensiv auseinanderzusetzen, unterrichtete er nebenbei Religion am Gymnasium in Lüdinghausen. 2004 übernahm der Theologe die Professur für Christliche Weltanschauung, Religions- und Kulturtheorie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Manemann war zu verschiedenen Forschungsaufenthalten in den USA und hielt zahlreiche Gastvorlesungen im In- und Ausland.
Jürgen Manemann ist verheiratet und hat ein Kind.
Die Stiftung Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) wurde am 8. September 1988 durch den damaligen Bischof von Hildesheim, Dr. Josef Homeyer, errichtet, das Forschungsinstitut selbst am 23. September 1988 eröffnet. Im selben Jahr hat das Niedersächsische Kultusministerium das FIPH als gemeinnützige Kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts staatlich anerkannt. Geleitet wird das FIPH zur Zeit noch durch Direktor Prof. Dr. Gerhard Kruip und den stellvertretenden Direktor Dr. Christian Thies. Prof. Dr. Ulrich Hemel, Professor für Religionspädagogik an der Universität Regensburg, ist Vorsitzender des Stiftungsvorstands.
Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover hat sich zum Ziel gesetzt, auf der Grundlage christlicher und katholischer Positionen zentrale Probleme der Welt zu bearbeiten. Ethischer Maßstab ist die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Die Mitarbeiter und Gastwissenschaftler, die in ihren Projekten über philosophische Grundfragen arbeiten, stellen sich in verschiedenen Veranstaltungen auch dem öffentlichen Diskurs. Dabei kooperieren sie mit Kollegen im In- und Ausland sowie mit Institutionen aus Wissenschaft, Politik, Erwachsenenbildung und Kirche.