Ein Stolperstein für Pater Lorenz
In Hildesheim erinnert jetzt ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig an Pater Friedrich Lorenz OMI, der 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde.
Friedrich Lorenz ist 1897 in Klein Freden bei Alfeld geboren und aufgrund eines beruflichen Wechsels seines Vaters nach Hildesheim in der dortigen Leunisstraße 33 aufgewachsen. Dort erlebt er den Bau der nahegelegenen Kirche St. Bernward mit. 1911 verlässt Lorenz Hildesheim und geht in die Niederlande – an das Gymnasium der „Oblaten der makellosen Jungfrau Maria“ (OMI) in Valkenburg. Nach dem Abitur trat er deren Gemeinschaft bei, studierte nach dem 1. Weltkrieg Theologie an der Ordenshochschule der Oblaten in Hünfeld/Fulda und wurde 1924 in der dortigen Klosterkirche zum Priester geweiht.
Pater Lorenz ist in der Gemeindearbeit in Stettin tätig, als er 1943 von der Gestapo verhaftet wird. Ihm wird Wehrkraftzersetzung, Verstoß gegen das Rundfunkgesetz und Feindbegünstigung vorgeworfen. „Der Führer ist besessen von dem Gedanken Volk und Rasse, für ihn sind diese Dinge absolute Werte. Ich schaue aber noch tiefer und sehe ganz klar, dass diese Dinge keine absoluten Werte sind. Darüber hinaus … gibt es auch noch etwas anderes, das persönlich Absolute, nämlich Gott. Hieraus erklären sich meine Auffassungen“, sagt Lorenz vor dem Kriegsgericht aus. Am 28. Juli 1944 wurde er durch das Reichskriegsgericht in Halle zum Tode verurteilt – und am 13. November 1944 hingerichtet.
Die Verlegung des Stolpersteins durch Gunter Demnig fand im Beisein des Hünfelder Ordensprovinzials Pater Felix Rehbock, Familienangehörigen sowie Domkapitular Wolfgang Voges, Prälat Heinrich Günther vom Initiativkreis Seligsprechung und Bistumsarchivar Dr. Thomas Scharf-Wrede statt. Mit der von Demnig ins Leben gerufenen Stolpersteinaktion wird bundesweit an von den Nationalsozialisten ermordete, verfolgte und deportierte Menschen erinnert. Bereits im vergangenen Jahr wurde in Groß Düngen ein Stolperstein für den ehemaligen Gemeindepfarrer Joseph Müller verlegt, der ebenfalls 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden war.
In einem Gottesdienst im Hildesheimer Dom im Jahr 2019 hatte Bischof Dr. Heiner Wilmer der Opfer des Nazi-Terrors gedacht. Stellvertretend für Priester, Ordensleute und Laien aus dem Bistum, die zur Zeit des Nationalsozialismus an den Folgen der Haft, der Verhöre oder der Folter gestorben sind oder hingerichtet wurden, standen dabei die Pfarrer Joseph Müller und Christoph Hackethal sowie Oblatenpater Friedrich Lorenz. Ein Initiativkreis setzt sich seit vielen Jahren für die Seligsprechung der Priester ein.