Ein Platz für die Ewigkeit
Im Rahmen der Domsanierung hat das Bistum drei Bischöfe umgebettet
Hildesheim (bph) 82 Jahre Bistumsgeschichte auf sechs Quadratmetern! Mit einer kleinen, würdevollen Zeremonie hat die Bistumsleitung am Freitag, 15. Juni, die Gebeine dreier Bischöfe umgebettet. Sie mussten der neuen Bischofsgruft weichen, die im Rahmen der Domsanierung im vorderen Mittelschiff des Doms als Bischofsgrablege entstand. Im hinteren Teil des Mittelschiffs fanden nun Friedrich Wilhelm von Westphalen (Bischof von 1763 bis 1789), Franz Egon von Fürstenberg (1789 bis 1825) und Eduard Jakob Wedekin (1850 bis 1870) ihre ewige Ruhe.
Wo bestattet man würdig einen Bischof? Die meisten deutschen Kathedralen haben dafür seit langem eine Bischofsgruft. Nicht so in Hildesheim. Hier begruben die Gläubigen ihre Oberhirten über die Jahrhunderte relativ planlos unter dem Fußboden des Doms. Als das Bistum nun im Rahmen der Domsanierung eine Bischofsgruft in der Nähe der Krypta graben ließ, stieß man daher auf verschiedene Bischofsgräber aus mehreren Jahrhunderten. Einige Gebeine wurden in den vergangenen Monaten in einem Keller des Bischöflichen Priesterseminars zwischengelagert und fanden jetzt im linken, hinteren Mittelschiff des Doms ihre vermutlich letzte Ruhe. In einem ausgemauerten Grab liegen dort nun die Särge der beiden Fürstbischöfe aus dem 18. Jahrhundert. Eduard Jakob Wedekin, dessen sterbliche Überreste weniger gut erhalten waren, ruht in einem kleinen Metallsarg. Ein zweiter Metallsarg nahm die Knochen weiterer Bischöfe auf, deren Zahl und Namen man nicht genau kennt. Nach dem Abschluss der Domsanierung wird dieses Grab unter dem neuen Fußboden verschwinden und nicht mehr erkennbar sein. Mit einer Plakette in der Bischofsgruft soll dann an diese Bischöfe erinnert werden.
Eine kleine Delegation des Bistums unter Führung von Bischof Norbert Trelle wurde Zeuge, wie der emeritierte Weihbischof und Domdechant Hans-Georg Koitz am Freitagmorgen in einer kurzen Ansprache auf der Baustelle an die Lebensgeschichte und Leistung der drei Bischöfe erinnerte und das Grab segnete, nachdem Bischof Trelle einen Psalm gebetet und seine Vorgänger der Obhut des Herrn anvertraut hatte. Mit dabei war auch Thomas Wedekin, einer der Nachfahren des Bruders von Bischof Wedekin. Während der kurzen Zeremonie ruhten die Bauarbeiten.
Die drei umgebetteten Bischöfe im Einzelnen:
Friedrich Wilhelm von Westphalen wurde am 5. April 1727 in Paderborn geboren und am 23. Oktober 1763 – mit 36 Jahren! – zum Bischof von Hildesheim geweiht. Bedingt durch die damals sehr engen Beziehungen zwischen den Bistümern von Hildesheim und Paderborn übernahm er 1782 auch die Leitung des Bistums an der Pader. Er starb am 6. Januar 1789 in Hildesheim. Der Fürstbischof hat zahlreiche Reformen durchgeführt, unter anderem im Schulwesen und in der Landwirtschaft. Sichtbarstes Zeichen seines Wirkens ist der Umbau der Burg Poppenburg in Burgstemmen, deren Palais er zu einer Kirche umbauen ließ.
Von Westphalens Nachfolger wurde Franz Egon von Fürstenberg, der am 10. Mai 1737 geborgen wurde und am 11. August 1825 in Hildesheim verstarb. Mit ihm ging die Ära der Fürstbischöfe zu Ende. Zum Bischof von Hildesheim wurde er am 27. Januar 1788 geweiht und übernahm nach dem Tode seines Vorgängers am 6. Januar 1789 das Bistum, zusammen mit dem Nachbarbistum Paderborn. Von Fürstenberg stand vor der schwierigen Aufgabe, beide Bistümer durch die schwierigen Jahre der Säkularisation um das Jahr 1803 zu führen, als die Kirche weitgehend ihre weltliche Macht verlor. Unter anderem ihm ist es zu verdanken, dass es die Bistümer Hildesheim und Paderborn heute noch gibt. Beide sollten nach Plänen der Regierung nämlich aufgelöst und die Gebiete den Bistümern von Osnabrück und Münster zugeschlagen werden.
In politisch schwierigen Zeiten steuerte auch Eduard Jakob Wedekin sein Bistum. Geboren am 30. Dezember 1796 in Groß Düngen wurde er am 24. November 1850 zum Bischof von Hildesheim geweiht und stand vor der Aufgabe, das durch die Säkularisation geschwächte Diasporabistum wieder aufzubauen. Dies gelang ihm mit großer Tatkraft und Energie. Zahlreiche Kirchen- und Gemeindegründungen gehen auf ihn zurück, außerdem holte der Bischof die ersten Orden in sein Bistum, um die Krankenpflege und den Schulunterricht zu stärken. Er war es, der die Vinzentinerinnen an die Innerste holte. Wedekin galt als sehr kunstsinnig und vermachte dem Domkapitel eine umfangreiche Kunstsammlung, die den Grundstock des heutigen Dom-Museums bildete. Der Bischof starb am 1. Weihnachtstag 1870.