Ein bittersüßer Jahrgang
Der Hildesheimer Weinkonvent überreichte Bischof Norbert Trelle den „Weinzehnt“
Hildesheim (bph) Es floss mehr als ein Tropfen Wasser in einen sehr guten Wein: Der Hildesheimer Weinkonvent hat im vergangenen Jahr zwar eine seiner besten Ernten eingefahren. Doch die diesjährige Weinlese wird vermutlich sehr schlecht ausfallen, sagte der Präses des Weinkonvents, Walter Hoffmann, am Dienstag bei der Übergabe des „Zehnten“ an Bischof Norbert Trelle im Bischofshaus. Mehr noch: Die Männer werden wegen Überalterung und Krankheit mit der jetzigen Mannschaft nicht weiter machen können.
450 Flaschen Wein aus der Weinernte 2009 haben die Rebstöcke im Bischöflichen Weinberg Magdalenengarten erbracht. Ein großartiger Lohn für die harte Arbeit und „eine der besten Ernten, die wir je hatten“, freute sich Walter Hoffmann, als er mit seinen Männern und der Hildesheimer Weinkönigin Raphaela Kahlert mehrere Weinkisten vor dem Bischofshaus ablud. Nach alter Tradition und wie im Pachtvertrag festgelegt, gebührt dem Herrn des Weinbergs nämlich zehn Prozent der Ernte als Pachtgebühr, der „Weinzehnte“ eben. Doch die Männer um Hoffmann waren so frei, dem Bischof nur 40 Flaschen zu überbringen und anlässlich des 1.000jährigen Gründungsjubiläums der Michaeliskirche zehn weitere Flaschen an Landessuperintendent Eckhard Gorka und Pastorin Nora Steen, Projektleiterin des Michaelisjahres, zu übergeben. „Wir grüßen unseren 1000jährigen Nachbarn St. Michaelis“ steht auch auf den Flaschen, deren Inhalt mit 78 Öchsle das Mostgewicht des Vorgängerweines aus 2008 noch übertrifft.
Doch leider musste der Präses des Konvents auch gehörig Wasser in den Wein schütten. In diesem Jahr haben die Reben durch den heißen Sommer zwar viel Sonne bekommen, doch die wichtigen Wochen vor der Weinlese im Frühherbst sind verregnet. „Der größte Teil der diesjährigen Ernte ist verdorben“, bedauerte Hoffmann. Und noch eines quält den langjährigen Vorsitzenden der Runde ehrenwerter Herren: Immer mehr von ihnen können wegen Alter und Krankheit die schwere Arbeit im Weinberg des Bischofs nicht mehr leisten. „Ich glaube nicht, dass wir uns im kommenden Jahr in dieser Runde noch einmal wieder sehen“, sagte Hoffmann leicht melancholisch. Immerhin hat die Runde um Walter Hoffmann, Wolfgang Kötter, Alfred Diedrich, Gustav Lüder, Dieter Gerhard, Hans Freter und Harald Nitzsche mit Karl-Heinz Krüger und Oberbürgermeister Kurt Machens inzwischen auch jüngere Männer gewonnen. Bischof Norbert Trelle bedankte sich bei den Hobbywinzern und verwies auf die Bibel, die den Saft der Reben als Quelle der Freude preist, zugleich aber auch Mäßigung und Dankbarkeit gebietet. Der Hildesheimer Magdalenenwein ist offensichtlich konkurrenzfähig, wie ein Versuch des Bischofs erbrachte: Bei einer Tagung in Würzburg habe er seinen Wein blind gegen einen Frankenwein verkosten lassen und der Hildesheimer Tropfen habe gewonnen, erzählte der Bischof nicht ohne Genugtuung.
Zum 13. Mal überbrachten die Mitglieder des Weinkonvents den Weinzehnten. 1995 pachteten sie vom Bischöflichen Stuhl „auf 50 Jahre“ einen kleinen Hang im so genannten Magdalenengarten. Drei Jahre benötigten die Reben der frostbeständigen Sorte Müller-Thurgau, bis sie erstmals Ertrag abwarfen. Inzwischen enthält der Wein auch rund 23 Prozent Reben der Sorte Phoenix. Die Pacht besteht laut Vertrag aus „mindestens einem Liter Wein in einem irdenen Gefäß, gut verschlossen und versiegelt“. Der Weinkonvent lässt den Rebensaft bei einem Winzer im rheinhessischen Alzey professionell keltern und dann in Flaschen verfüllen.