Edith-Stein-Preis in Göttingen vergeben
Preisträger betonen gesellschaftliche Verantwortung für Flüchtlinge
Das Migrationszentrum für Stadt und Landkreis Göttingen sowie Bischof Norbert Trelle haben am Sonntagabend den 11. Edith-Stein-Preis erhalten. „Die Preisträger helfen Flüchtlingen, sich in die neue Gesellschaft einzufinden, wir sind ihnen zu großem Dank verpflichtet“, sagte Professor Dr. Jürgen Manemann in seiner Laudatio.
„Ohne sie würde unseren Institutionen der Atem ausgehen, sie verbinden das konkrete Schicksal des Einzelnen mit der Gesellschaft“, sagte Manemann, der das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover leitet. Die Preis wurde verliehen im Gedenken an die Flucht Edith Steins vor den Nationalsozialisten.
Bischof Trelle rief in seiner Dankesrede dazu auf, sich „nicht von einer überbordenden Angst verleiten zu lassen“. Deutschland habe gezeigt, dass „ein gutes Zusammenleben der Religionen möglich ist“. Er sei „empört, wenn es für syrische Flüchtlinge keine Familienzusammenführung mehr gibt“.
Trelle verfügt über eigene Fluchterfahrungen als Kind am Ende des Zweiten Weltkriegs. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er Mitglied der Migrationskommission, seit 2010 als Vorsitzender. Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro spendet er der Malteser Migranten Medizin Hannover.
„Wenn wir den Flüchtlingsstrom eindämmen wollen, müssen wir uns in den Ausgangsländern engagieren“, erklärte Zeliha Karaboya, Leiterin des Migrationszentrums. „Die meisten kommen aus gescheiterten Staaten“, es sei in Deutschland „die Pflicht der Wohlhabenden, die Türen zu öffnen und zu teilen“, auch weil „die Politik der Industrienationen mitverantwortlich für Kriege“ sei, die Flucht auslösten.
Das Migrationszentrum wurde 1991 gegründet und ist eine Einrichtung im Diakonieverband des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen. Etwa 100 Ehrenamtliche werden von hauptamtlichen Mitarbeitern betreut. Sie erleichtern Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland und das Leben in der Region. Mit den 2500 Euro Preisgeld sollen Flüchtlingskinder betreut werden, damit ihre alleinerziehenden Eltern an den Kursen des Zentrums teilnehmen können.
Der Edith-Stein-Preises besteht aus einer Medaille mit einem Bild Edith Steins und einem Preisgeld von insgesamt 5000 Euro, das einer Einrichtung gespendet werden soll. Der Preis erinnert an das Wirken der Heiligen Edith Stein, die von 1913 bis 1916 zum Studium der Philosophie in Göttingen lebte. 1922 konvertierte sie vom Judentum zum Katholizismus. Mit ihrem Eintritt in den Kölner Karmel wurde sie 1933 Karmelitin und floh 1938 in die Niederlande. Dennoch wurde Edith Stein von den Nationalsozialisten deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet.