Edith-Stein-Preis für Bischof Trelle
Engagement für Flüchtlinge wird gewürdigt
Der Göttinger Edith-Stein-Preis 2015 geht zu gleichen Teilen an Bischof Norbert Trelle und das Migrationszentrum für Stadt und Landkreis Göttingen, eine Einrichtung im Diakonieverband des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen.
Die Preisträger werden geehrt im Gedenken an die Flucht Edith Steins 1938 vor den Nationalsozialisten. „Der Preis steht 2015 unter den Themen Flucht und Migration“, sagt Heiner J. Willen, der Vorsitzende des Edith-Stein-Kreises. „Heute haben wir – Gott sei Dank – ein Recht auf Asyl für alle Menschen, die etwa wegen ihres Glaubens verfolgt und bedroht werden.“
Bischof Norbert Trelle verfügt über eigene Fluchterfahrungen. Als Kind musste er am Ende des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie aus Westpommern fliehen. Die Sorge für Fremde und Flüchtlinge ist für ihn lebensbegleitend geworden. Bischof Trelle war seit seiner Weihe als Weihbischof in Köln 1992 Bischofsvikar für die ausländischen Katholiken. In der Deutschen Bischofskonferenz ist er u.a. Mitglied der Migrationskommission, seit 2010 als Vorsitzender. Der Edith-Stein-Kreis würdigt „dieses unablässige und unbeirrbare Engagement“.
Das Migrationszentrum ist eine Abteilung im Diakonieverband des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen. In den Räumen in der Weender Straße engagieren sich die Mitarbeiter für Flüchtlinge, die in der Stadt und im Landkreis Göttingen leben. Sie beraten und begleiten diese Menschen, bieten Bildungsveranstaltungen an und schaffen Begegnungsmöglichkeiten. Etwa 100 Ehrenamtliche werden von hauptamtlichen Mitarbeitern betreut. Sie erleichtern den Flüchtlingen das Ankommen in Deutschland und das Leben in der Region. „Der Edith-Stein-Kreis würdigt diesen großen, ganz praktischen Einsatz des Migrationszentrums für Menschen, die sich gezwungen sahen, ihre Heimat zu verlassen.“
Es gebe in seiner Familie die prägende Erfahrung, was es bedeute, sein Leben zurücklassen und neu anfangen zu müssen, sagte Trelle bei der Vorstellung der Preisträger. „Man verlässt nicht nur geografisch ein Land“, fügte Dana Gaef vom Migrationszentrum hinzu. Er floh in den 1990er Jahren aus dem Irak nach Deutschland und leitet heute gemeinsam mit Zeliha Karaboya das Zentrum.
Der Preis erinnert an das Wirken der Heiligen Edith Stein, die von 1913 bis 1915 in Göttingen lebte, vom Judentum zum Katholizismus konvertierte und 1942 in Auschwitz durch die Nationalsozialisten ermordet wurde. Die feierliche Verleihung des Edith-Stein-Preises 2015 ist am 15. November um 18 Uhr im Alten Rathaus. Die Auszeichnung besteht aus einer Medaille mit einem Bild Edith Steins und einem Preisgeld in Höhe von jeweils 2500 Euro, die einer Einrichtung gespendet werden sollen. Bischof Norbert Trelle will das Geld dem Nothilfe-Fonds für Flüchtlinge zukommen lassen. Das Migrationszentrum will das Geld gezielt zur Beratung von Flüchtlingen aus EU-Ländern verwenden.