Domschatz soll gemeinsame Geschichte vermitteln
Neuer Rundgang im Hildesheimer Dommuseum betont als Modellprojekt kulturelle Verflechtungen
Das Hildesheimer Dommuseum hat nach dem Ende der Islam-Ausstellung seinen Rundgang neu konzipiert, um so die kulturellen Verflechtungen im Mittelalter hervorzuheben. Die Art der Darstellung in vier verschiedenen Sprachen hat modellhaften Charakter für andere Sammlungen und Museen in Deutschland.
Auf die im Februar dieses Jahres zu Ende gegangene Ausstellung „Islam in Europa. 1000-1250“ habe es viel positive Resonanz gegeben, sagt Dr. Felix Prinz, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dommuseum. Der innovative Ansatz der Mehrsprachigkeit (Arabisch, Deutsch, Englisch, Türkisch) fand großen Anklang bei anderen Museen, sogar weit über Deutschland hinaus: „Eine Kollegin vom Metropolitan Museum of Art in New York versicherte mir bei einem Besuch, dass die Hildesheimer Islam-Ausstellung für Sie vorbildhaften Charakter habe.“
Im Nachgang der Ausstellung gab es Gespräche des Dommuseums mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Daraus resultierte eine Förderung im Rahmen des Projekts „Verflechtungen – Kunst aus vom Islam geprägten Regionen in Kirchenschätzen“. Gemeinsam mit den Dommuseen in Bamberg, Essen und Paderborn etabliert das Dommuseum Hildesheim entsprechende neue Formate. „Wir wollen die in der Islam-Ausstellung begonnene Vermittlungsarbeit weiterführen und ein Modell entwickeln, was für andere Sammlungen und Museen als Beispiel dienen kann“, erklärt Prinz die Veränderungen in der Ausstellung.
Die Idee der Islam-Ausstellung soll dauerhaft in den Räumen des Dommuseums sichtbar werden. Der Hildesheimer Domschatz verfügt über Objekte, die aus verschiedenen Regionen der Erde stammen, bestehend aus Materialien der Region oder geschaffen nach Motiven aus der Region. „Die Idee ist, dass wir mit der Neuinterpretation der Sammlung einen Beitrag für das Zusammenleben in der heutigen diversen Gesellschaft leisten“, beschreibt Felix Prinz die Absicht. Es soll eine gemeinsame Geschichte erfahrbar werden, für eine „aus vielen Kulturen zusammengekommene Stadtgesellschaft“.
Eine kostenlose viersprachige Broschüre führt durch die Ausstellung und erklärt alle 24 Objekte aus fremden Kulturen im Hildesheimer Domschatz. Die Objekte stammen schwerpunktmäßig aus dem südlichen und östlichen Mittelmeerraum. Es geht aber weit darüber hinaus: eine Kokosnuss, vermutlich aus Indien, Elfenbein aus Gebieten südlich der Sahara, ein Walrosszahn, angenommener Herkunftsort die Arktis, und ein silbernes Kreuz aus Russland. Die Objekte verteilen sich über alle Räume des Museums.
Am Samstag, 18.11. wurde beim Aktionstag das neue Konzept erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Um 11.15 Uhr fand der Auftakt mit dem deutsch-türkischen Frauenchor statt. Ab 11.30 Uhr stand das Führungsteam im Museum bereit, um mit den Besucher:innen über die Objekte auch in arabischer und türkischer Sprache ins Gespräch zu kommen. „Abrahams Runder Tisch“ lud um 12 Uhr zu einem Gespräch über den Dialog der Religionen und Kulturen. Von 14 bis 16 Uhr waren Kinder zu kreativen Mitmachaktionen eingeladen. Abschließend wurden um 16 Uhr Erinnerungsstücke der ersten Generation „Gastarbeiter:innen“ in Hildesheim mit deren Geschichten vorgestellt.