Dommuseum stellt erstmals Drachenaquamanile aus
Mittelalterliches Bronze-Kunstwerk kostete knapp 1,3 Millionen Euro
Man hielt es zunächst für eine osmanische Öllampe aus dem 19. Jahrhundert, doch dann entpuppte sich das kunstvolle Gießgefäß in Drachenform als herausragendes Objekt Hildesheimer Bronzekunst.
Diese Neuerwerbung präsentiert das Dommuseum Hildesheim nun erstmals der Öffentlichkeit. Das Meisterwerk aus dem 12. Jahrhundert konnte durch die Förderung mehrerer Stiftungen für das Museum angekauft werden. Es kostete knapp 1,3 Millionen Euro.
Die Neuerwerbung wird während der Ausstellung „Drachenlandung. Ein Hildesheimer Drachenaquamanile des 12. Jahrhunderts“ vom 29. April bis 16. Oktober zu sehen sein. Das Gusswerk wird gemeinsam mit bedeutenden Bronzen aus dem Sammlungsbestand des Museums ausgestellt. Besucher können somit, zusammen mit der Bernwardtür, der Bernwardsäule und dem Taufbecken im Dom, ein umfangreiches Spektrum Hildesheimer Bronzekunst des hohen Mittelalters betrachten.
„Das Drachenaquamanile kann als ein Meisterwerk gelten. Dass wir es erwerben konnten, verdanken wir dem großzügigen Engagement mehrerer Stiftungen. Für diese Unterstützung bin ich sehr dankbar“, sagt Dr. Claudia Höhl, die Direktorin des Dommuseums.
Der Ankauf wurde gefördert durch die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Stiftung Niedersachsen sowie die Klosterkammer Hannover.
Das Aquamanile ist dünnwandig aus Bronze gegossen und weist kaum Fehlstellen auf. Die Oberfläche ist mit einer vielfältigen Ornamentik verziert. Die Form des Aquamaniles geht auf einen Senmurven zurück, ein Wesen der persischen Mythologie. Deshalb vermuten Fachleute, dass die Form aus dem maurischen Spanien adaptiert worden ist.
Damit steht das Werk einer Gruppe von Aquamanilien nahe, von denen sich nur noch sehr wenige Exemplare erhalten haben, so zum Beispiel im Kunsthistorischen Museum Wien und im Londoner Victoria & Albert Museum. Das Hildesheimer Werk zeichnet sich durch die Feingliedrigkeit der Gestalt und die Vielfältigkeit der gravierten Ornamentik aus.
Die Existenz des Drachenaquamaniles war auch der Fachwelt bis vor wenigen Jahren nicht bekannt. Dies änderte sich erst 2010, als es in einem süddeutschen Auktionshaus auftauchte und dort fälschlicherweise als eine osmanische Öllampe des 19. Jahrhunderts angeboten wurde.
Drachenlandung. Ein Hildesheimer Drachenaquamanile des 12. Jahrhunderts
Dommuseum Hildesheim, 29. April –16. Oktober 2016, Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag 10-17 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft. Eine wissenschaftliche Tagung am 17. und 18. Juni 2016 wird verschiedene Aspekte des Drachenaquamaniles diskutieren. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.