Doch die Welt ging nicht unter…
Experten sprachen im Hildesheimer Dom-Museum über das „Ringelheimer Kreuz“
Hildesheim (bph) Vor rund 1.000 Jahren hat der Heilige Bischof Bernward seiner Schwester ein Kreuz geschenkt, das als so genanntes „Ringelheimer Kreuz“ bekannt wurde. Obwohl dieses Holzkreuz gut erforscht ist, hat es auch ein Jahrtausend später noch nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben, wie ein Kolloquium internationaler Experten im Hildesheimer Dom-Museum vor wenigen Tagen zeigte.
Das Kreuz hat seinen Namen von der Abteikirche in Salzgitter-Ringelheim, die der Heilige Bernward (993-1022) seiner Schwester Judith stiftete. Seit 1994 wird es als Leihgabe im Hildesheimer Dom-Museum aufbewahrt. Dr. Gerhard Lutz vom Dom-Museum, der die Tagung organisiert hat, und der Restaurator Klaus Endemann aus München berichteten den 18 Experten aus Europa und den USA, dass das Kruzifix im 12. oder 13. Jahrhundert aus großer Höhe herabgestürzt ist und sehr sorgsam wiederhergestellt wurde. Man war sich nach Lutz‘ Worten offenbar schon damals bewusst, dass es sich um eine Stiftung Bischof Bernwards handelte und ging entsprechend respektvoll damit um. „In jüngerer Zeit ging dieses Wissen verloren und erst als man 1949 Reliquien im Haupt der Christusfigur fand, die Bernward gestiftet hatte, wurde man sich des hohen Alter wieder bewusst“, ergänzt Lutz.
Um die erste Jahrtausendwende veränderte sich allmählich die Darstellung von Kreuzen. Bis dahin waren Skulpturen nahezu ausschließlich mit Metall verkleidet. Auf den Besucher einer Kirche wirkten sie wie ein strahlend entrücktes Gebilde. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts entwarfen die Künstler dann zunehmend lebensgroße Darstellungen des gekreuzigten Christus, die nun obendrein farbig gefasst waren, also fast lebensecht wirkten. Dazu gehörte auch das Ringelheimer Kruzifix, das ursprünglich eine feine Farbfassung hatte. Davon haben sich noch wenige Reste erhalten, die Hinweise auf das ursprüngliche Erscheinungsbild geben.
Warum sich der künstlerische Geschmack um die erste Jahrtausendwende änderte, ist nicht genau klar. Vielleicht hängt es mit der Zahl 1000 zusammen. In den Schriftquellen aus jener Zeit findet man immer wieder Hinweise darauf, dass die Menschen 1000 Jahre nach dem Tod Christi den Untergang der Welt und mit ihm das Jüngste Gericht bevorstehen sahen.