Diözesanrat lud in Leipzig zum Gesprächscafé
Lokale Kirchenentwicklung war Thema auf dem Katholikentag
„Bleibt alles anders? – lokale Kirchenentwicklung als neue Kultur des Kircheseins“ war Thema eines Gesprächscafés, zu dem der Diözesanrat des Bistums Hildesheim aus Anlass des Katholikentages in Leipzig in das Congreßzentrum am Leipziger Zoo eingeladen hatte.
Es kommt darauf an, zu schauen, was vor Ort tatsächlich ist. Wie leben die Menschen? Welche Hilfen kann Kirche anbieten? Wo gibt es gemeinsame Interessen? Der Vorsitzende des Diözesanrates des Bistums Hildesheim, Claus-Dieter Paschek, erinnerte zu Beginn daran, dass der nun begonnene Erkundungsprozess keinen Bereich kirchlichen Lebens ausschließt. Damit verbunden sei auch ein Mentalitätswechsel.
Der Leiter des Hildesheimer Seelsorgeamtes, Christian Hennecke, sagte: „Wir müssen wahrnehmen, was Gott heute an den konkreten Orten tut. Wie ist Gott mit den Menschen unterwegs? Wir dürfen dabei vertrauen, Gott ist mit uns auf dem Weg.“ Pastoral heute, so ein Teilnehmer vor Beginn, dürfe keine sakramentale Grundversorgung bleiben. Statt dessen, so Hennecke weiter, gehe es bei der lokalen Kirchenentwicklung um eine neue Kultur des Kirche-Seins.
Weiter betonte Hennecke, dass Kirche immer aus und in der Beziehung zur Welt lebt. Diese sei allerdings recht unterschiedlich und so seien Anforderungen wie Möglichkeiten von Ort zu Ort verschieden. In der sich anschließenden Runde – sie fand an Stehtischen zu den jeweiligen Themen statt – kamen die Teilnehmer nach einer kurzen Information ins Gespräch. Insgesamt gab es zehn Bereiche von „Einheit in Vielfalt“ bis zur „Gemeinsamen Verantwortung“.
Tanja Flentje aus Hildesheim berichtet unter dem Stichwort „Verbindungen schaffen zwischen Kirche und Familien, zwischen Alltag und Glauben“ über ihre Arbeit. Konkret geht es unter anderem darum, zu schauen, welche Kirchorte möglich sind. „Ich sage den Leuten immer, ich muss gar nichts. Ich kann sie nur begleiten. Ihre Interessen und Bedürfnisse müssen sie selber finden. Dann schauen wir, was macht Sinn. Eines aber ist wichtig, dass wir zu einer Haltung des Willkommens finden.“
Themen des Glaubens dürften nicht übergestülpt werden. Sie sollten aber auch nicht weggelassen werden. „Ich staune immer, wenn jemand sagt, ich hätte gar nicht gedacht, dass der Glaube dazu etwas zu sagen hat.“
Eine Teilnehmerin erzählte von ihrer Arbeit als Begleiterin von Erstkommunionkindern und deren Eltern. Mit der Feier sei dann meistens Schluss. „Dabei hätte ich sie doch gerne noch weiter begleitet.“ Tanja Flentje machte Mut zu schauen, ob hier etwas möglich ist. Ein anderer Teilnehmer sprach von der Tatsache, dass viele Familien mit Erstkommunionkindern nur entfernt zur Kirche gehören. „Sie haben überhaupt keine Erfahrungen und auch keine Vorbehalte.“
Herbert Heinecke aus Königslutter beleuchtet an seinem Tisch den Themenbereich „Lokale Kirchenentwicklung ökumenisch“. In Königslutter, einer Stadt mit 15.000 Einwohnern, gibt es eine katholische und zwei evangelische Kirchen.
Die katholische Gemeinde hat seit 2008 keinen eigenen Pfarrer mehr vor Ort. Ein lokales Leitungsteam sorgt sich um das Gemeindeleben. Daneben wurden mit der Ökumenischen Partnerschaftserklärung das lokale christliche Leben auf eine neue Basis gestellt. So wird es in diesem Sommer erstmals einen gemeinsamen Kurs nach dem Konzept "Stufen des Lebens" geben.
Über ökumenische Erfahrungen im Leipziger Süden berichtetet Matthias Deckwart in der sich anschließenden Diskussion. Seit Jahren laden die Kirchen dort zu einem Straßenfest ein, zu dem alle, die im Stadtteil leben, herzlich eingeladen sind. In diesem Jahr nahmen zirka 10000 Leipziger daran teil. Darunter viele junge Familien.