Diözesan-Kirchenmusiktag in Hildesheim

Fünftes Treffen der Sängerinnen und Sänger von Kirchenchören aus dem Bistum Hildesheim

Nach 2003, 2007, 2011 und 2015 lud der Diözesan-Cäcilien-Verband für den 28. September alle Sängerinnen und Sänger der Kirchenchöre zu einem diözesanen Kirchenmusiktag ein. Im Mittelpunkt des Treffens stand Felix Mendelssohns Oratorium PAULUS. Teile dieses Werkes der Romantik wurden von allen Teilnehmern gemeinsam mit großem Orchester und Solisten im Dom musiziert.

Ein klanggewaltiger Chor aus 400 Chorsängerinnen und Chorsängern aus dem gesamten Bistum führte im Mariendom Mendelssohns Oratorium „Paulus“ op. 36 auf. Es spielte das Orchester „Sinfonietta Hildesheim“, es sangen hochkarätige Solisten.

Zuvor hatte Bischof Dr. Heiner Wilmer am Morgen die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker im Dom begrüßt, der durch eine halbkreisförmige Bestuhlung eigens für diesen Tag vorbereitet war. Anschließend probten die Chorsängerinnen und -sänger in vier Räumen unter dem Dirigat von Dommusikdirektor Thomas Viezens, und den drei Regionalkantoren Nico Miller (Hannover), Paul Heggemann (Duderstadt) und Bernhard Schneider (Braunschweig).  Seit Monaten hatten die Teilnehmer aus dem gesamten Bistum immer wieder dafür geübt.

Am Nachmittag fand schließlich das große Konzert mit den Solisten Martina Nawrath (Sopran), Michaela Ische (Alt), Tobias Meyer (Tenor) und Albrecht Pöhl (Bass) statt. Alle Mitwirkenden spendeten sich am Ende gegenseitig lang anhaltenden, begeisterten Applaus. Pfarrer Hans-Joachim Leciejewski, Präses des Diözesan-Cäcilien-Verbandes und Organisator des Kirchenmusiktages, dankte alle Mitwirkenden und Organisatoren, die zum Gelingen des Tages beigetragen haben.

 

Im Interview äußerte sich Nico Miller, Regionalkantor an der Basilika St. Clemens für die Region Hannover, im Vorfeld über das Treffen der Kirchenmusiker.

Über 350 Sängerinnen und Sänger im Dom beim 5. Diözesanen Kirchenmusiktag. Ein Oratorium wird aufgeführt mit Solistinnen, Solisten und Orchester – aber ohne Publikum. Musik unter Ausschluss der Öffentlichkeit – ist das nicht etwas absurd?

Betrachten wir es vielleicht besser als „Service“ für unsere Chorsängerinnen und Chorsänger im gesamten Bistum. Der Kirchenmusiktag soll ja gerade für diese Sängerinnen und Sänger ein besonderes Angebot sein. Viele unserer Kirchenchöre leisten tolle Arbeit in der Liturgie, wünschen sich aber vielleicht auch einmal bei einer großen Oratorienaufführung, die sie aus finanziellen oder anderen Gründen in der eigenen Gemeinde nicht realisieren können, dabei zu sein. Dieses Angebot möchten wir mit dem Kirchenmusiktag machen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kirchenmusiktages erwartet ein intensives Programm: Vom Morgenimpuls mit Bischof Heiner Wilmer über Probenarbeit in Stimmgruppen und mit dem Orchester bis zur Aufführung. Organisiert wird das ganze vom Diözesancäcilienverband. Wer steckt dahinter?

Der Diözesancäcilienverband ist der Verband unter dem alle katholischen musikalischen Gruppierungen organisiert sind. Jeder Kirchenchor und jede Kirchenband sind also automatisch Teil dieses Verbandes. Es gibt einen Diözesanvorstand, der auch diesen Kirchenmusiktag organisiert hat, und in einigen Regionen unseres Bistums Regionalvorstände. Einmal im Jahr finden Chorsängerseminare statt, bei denen an einem Wochenende Chorliteratur erarbeitet und gemeinsam aufgeführt wird.

Aufgeführt wird das Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy? Warum dieses Werk?

In der Kirchenmusikgeschichte gibt es gewisse Meilensteine, wie zum Beispiel das Weihnachtsoratorium oder die Passionen von Johann Sebastian Bach, die es als Evergreens bis in unsere Zeit geschafft haben. Der Paulus und auch das Oratorium Elias von Mendelssohn gehören beide sicher ebenfalls in diese Kategorie. Für mich ist es faszinierend zu sehen und zu hören, mit welch enormer kompositorischer Qualität Mendelssohn arbeitet – ohne dabei das Gefühl und die Emotion in der Musik zu vergessen. Der Paulus bietet einige wahre Gänsehautmomente. Das haben wir auch beim Abschlusskonzert des 300-jährigen Jubiläums der Basilika St. Clemens in Hannover und im Juni im Hildesheimer Dom gespürt. Der Domchor, der Kammerchors der Dommusik und der Propsteichors St. Clemens haben mit dem Orchester Sinfonietta diese beiden Aufführungen gestaltet. Jedes Mal ein für Publikum und Künstler gleichermaßen beeindruckendes Erlebnis.

Worum geht es bei Paulus? Was macht den Stoff aus? Die Geschichte des Apostels ist ja von mehreren Komponisten vertont worden.

Der Apostel Paulus ist eine zentrale Figur der frühen Christenheit. Sein Handeln verstehen wir auch noch in der heutigen Zeit. Die Wandlung vom Saulus zum Paulus wird ja in unserer Zeit auch als geflügeltes Wort für eine Abwendung vom Bösen und die Hinwendung zum Guten verstanden. Dies und die Hartnäckigkeit und Überzeugung des Paulus, seinen neu gewonnenen Glauben gegen zahlreiche Widerstände zu verteidigen, lassen ihn mir als großen und starken Menschen erscheinen.

Was ist das Besondere, das Charakteristische an einem Oratorium? Was macht diese Musikform für einen Chor, für ein Orchester so interessant?

Das Oratorium ist im Prinzip die Oper der Kirche, um es mal etwas frei zu interpretieren. Sie enthält viele dramatische Elemente. Nur die Szene, also das Schauspiel fehlt bei einer Oratorienaufführung. Die Musiker in Chor und Orchester können für die Zuhörer mittels der Musik eine Geschichte erzählen, die in den Rezitativen, also denen am Sprechen angelegten Gesang weitergeführt und in den großen Chören, Arien und Chorälen ausgedeutet wird.