Differenzierter Konsens
Der 25. Ökumenische Studientag des Bistums fragte nach dem Stand der Ökumene
Hildesheim/Hannover (bph) Viel Harmonie und wenig Differenzen in der Sache prägten den 25. Ökumenischen Studientag des Bistums Hildesheim, der am Donnerstag im Ökumenischen Kirchenzentrum Hannover-Mühlenberg die Frage stelle: „Zwei Schritte vor – drei Schritte zurück?“ Neben dem Hamburger Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke versuchte sich der lutherische Landessuperintendent Eckhard Gorka aus Hildesheim an einer Antwort.
Viele Begriffe hat man schon für die Ökumene der Gegenwart gefunden: Sie sei eine „Ökumene der Profile“ oder geprägt durch eine „versöhnte Verschiedenheit“, glauben einige. Weihbischof Jaschke, der in der Deutschen Bischofkonferenz der Ökumenekommission angehört, versuchte es als Hauptreferent vor rund 300 Besuchern mit dem Begriff des „differenzierten Konsens“. Konfessionelle Differenzen können nach seiner Ansicht das Gemeinsame bereichern, wobei er ohnehin in seinem Vortrag eher die Gemeinsamkeiten der Konfessionen hervor hob und klar stellte, dass er „gegenseitige Verletzungen in der Ökumene nicht glücklich“ findet.
Diese Verletzungen hat es gegeben und wurden von Jaschke und später in einer Diskussionsrunde auch von seinem lutherischen Gesprächspartner Gorka klar benannt: Da ist auf der einen Seite das Papier des Papstes, das den evangelischen Kirchen bestimmte Elemente des Kircheseins abspricht. Und da ist auf der anderen Seite die Weigerung der Protestanten, sich an der Weiterentwicklung der Einheitsübersetzung der Bibel zu beteiligen. Und natürlich steht das gemeinsame Abendmahl noch aus. Diese Spaltung gehe an den Menschen und auch am Herrn vorbei, bedauerte Jaschke. Auch Gorka konnte da zustimmen. Nach seinem Eindruck hat das gemeinsame Abendmahl zwischen Katholiken und Protestanten für die Kirchenbasis aber nicht die große Bedeutung, die ihm manchmal zugemessen wird.
Jaschke und Gorka saßen bei der lebhaften Diskussion nicht nur am gleichen Tisch, sondern gefühlt auch im gleichen Boot. So machte der Lutheraner deutlich, dass ihn die Skandale der letzten Monate in der katholischen Kirche, wie auch deren Priestermangel nicht glücklich machen. „Wir verlieren damit wichtige Gesprächspartner“, bedauerte Gorka, der nach eigenen Worten „mitleidet am Leid der anderen“. Und nach Jaschkes Ansicht verläuft die Front nicht mehr zwischen den Konfessionen sondern gegenüber der Indifferenz und dem Atheismus.
Was wünschen sich beide für die ökumenische Zukunft? Dass der Zug wieder etwas Fahrt aufnehmen möge, hofft Gorka, und dass es den Theologen gelänge, wieder stärker die Texte der jeweils anderen Konfession zu lesen. Jaschke versprach, sich nach Berlin 2006 und München 2010 für einen dritten Ökumenischen Kirchentag einzusetzen. Und gemeinsam hoffen der Lutheraner und der Katholik, dass sich beide Konfessionen irgendwann wieder auf einen gemeinsamen Bibeltext einigen können.