Die Verheißung des Buches
Evangeliar Heinrichs des Löwen und Albani-Psalter werden in Wolfenbüttel ausgestellt
Die Ausstellung der beiden kostbarsten Handschriften Niedersachsens in der Schatzkammer der Bibliotheca Augusta wird am Sonntag, 4. Oktober 2015, um 11 Uhr in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta eröffnet. Die Ausstellung ist eine Kooperation des Bistums Hildesheim und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.
Zur Eröffnung begrüßt Thomas Stäcker, kommissarischer Direktor der Herzog August Bibliothek, gefolgt von einem Grußwort von Hans-Georg Koitz, emeritierter Weihbischof in Hildesheim. Thomas Labusiak, Kustos und Geschäftsführender Vorstand der Domschätze Halberstadt und Quedlinburg, hält die Festrede und Christian Heitzmann, Leiter der Handschriftenabteilung der Wolfenbütteler Bibliothek, gibt eine Einführung.
Zum 1200-jährigen Bestehen des Bistums Hildesheim wird so die „Verheißung des Buches“ in seiner mittelalterlichen Pracht anschaulich. Ebenso reiche wie kunstsinnige Auftraggeber ließen die beiden aus dem 12. Jahrhundert stammenden Handschriften herstellen und die wichtigsten Texte des christlichen Glaubens – Evangelien und Psalmen – in verschwenderischer Pracht gestalten. Die kalligraphische Schrift vereint sich mit Buchmalerei auf ganzen Bildseiten im Evangeliar und reich mit Figuren gefüllten Initialen im Psalter.
Die Herstellung kunstvoller Abschriften heiliger Texte war für die mittelalterlichen Schreiber, ihre Auftraggeber und die Leser dieser Bücher eine Verheißung, denn dadurch konnte himmlischer Lohn erhofft werden. Es waren Bücher für die Ewigkeit. Pergament, Schrift und Bilderschmuck dieser im Laufe der Jahrhunderte stets hoch geschätzten Handschriften sind auch nach fast 1000 Jahren von faszinierender Schönheit und Leuchtkraft.
Herzog Heinrich der Löwe, der mächtigste Reichsfürst zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, gab in den 1180er Jahren beim Abt des Benediktinerklosters Helmarshausen an der Weser das Evangeliar in Auftrag. Es sollte im Braunschweiger Dom, den Heinrich als Grablege für sich und seine Familie erbaut hatte, beim feierlichen Gottesdienst Verwendung finden.
Im August 2015 wurde das Evangeliar Heinrichs des Löwen, das sich seit 1983 in gemeinsamem Besitz des Landes Niedersachsen, des Freistaats Bayern, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Bundesrepublik Deutschland befindet, in das Niedersächsische Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes aufgenommen.
Alle zwei Jahre wird es im Original in der Herzog August Bibliothek als seinem dauerhaften Aufbewahrungsort für wenige Wochen ausgestellt und ist dann in all seiner Pracht zu bewundern. In der Sonderausstellung sind bis zum 22. Oktober das „Wunder Jesu“ sowie das „Letzte Abendmahl“ zu sehen, bevor ab dem 23. Oktober die „Kanontafel“ und das „Stifterbild“ aufgeschlagen werden.
Abt Geoffrey von St. Albans in Südostengland ließ im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts eine ebenso aufwendige wie geheimnisvolle Psalterhandschrift herstellen. Sie enthält den lateinischen Text der Psalmen, einen liturgischen Kalender und das altfranzösische Lied vom heiligen Alexius.
Im 17. Jahrhundert gelangte sie ins Bistum Hildesheim und befindet sich heute in der Dombibliothek. Aus dem Albani-Psalter werden unter anderem die Blätter präsentiert, die König David als den inspirierten Dichter der Psalmen, Szenen aus dem Leben Jesu und den Beginn des Alexius-Liedes darstellen.
Die Ausstellung in der Schatzkammer der Herzog August Bibliothek ist vom 4. Oktober bis zum 15. November 2015 zu sehen. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 2/1 Euro. Informationen unter Tel.: 05331/808-214 (Mo.-Fr., 10-13 Uhr) oder im Internet. Der Eintritt zur Ausstellungseröffnung am 4. Oktober ist frei.
Rahmenprogramm zur Ausstellung
„Vom Psalter zum Evangeliar – Eine geistliche Führung“
10.10., 24.10. und 07.11.2015, jeweils 15.00 Uhr, Pastoralreferent Siegfried J. Mehwald, CityPastoral Braunschweig
„Der Stifter und sein Buch. Prachtvolle Buchkunst und ihre Auftraggeber“
Sonderführung, 13.11.2015, 15.30 Uhr, Christian Heitzmann, Leiter der Handschriftenabteilung der Herzog August Bibliothek
„Psalmen schreiben, Psalmen leben.“ Ein Gespräch über Lyrik und Spiritualität
15.10.2015, 19.30 Uhr, mit Arnold Stadler und Sr. Monica Lawry OSB, Kloster Marienrode
Musikalische Untermalung: Schola invocabo unter der Leitung von Andrea Schäl
Moderation: Wilfried Köpke, Hochschule Hannover