Die Seele der Menschen schützen
Bischof Norbert Trelle lobt und tadelt in seiner Silvesterpredigt die Medien
Hildesheim (bph) Scharf verurteilt hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle die Übertragung der Hinrichtung Saddam Husseins in den Medien. Sie sei weder gerechtfertigt durch die Informationspflicht von Sendeanstalten noch fördere sie den Frieden, sagte Trelle in seiner Silvesterpredigt im Hildesheimer Dom.
Trelle begrüßte grundsätzlich, dass der ehemalige irakische Diktator Saddam Hussein, „der Tausende von Menschen hat umbringen lassen“, zur Rechenschaft gezogen und verurteilt worden ist. Zugleich wandte sich der Bischof gegen das Strafmaß: „Dass der Staat die Todesstrafe vorsieht, ist nach allgemein christlicher Auffassung nicht zu verantworten.“ Gänzlich inakzeptabel sei zudem, die Hinrichtung über das Fernsehen zu verbreiten, so Trelle weiter, „es gibt auch Hygienevorschriften der Medien, die diese nicht verletzen dürfen, ohne auf Dauer die Seele des Menschen zu beschmutzen und zu verdüstern.“
Darin sieht der Hildesheimer Bischof Anzeichen eines bedrohlichen Anwachsens von Gewalt im Zusammenleben von Menschen, wie sie sich im ausgehenden Jahr auch bei Entführungen, Kindesmisshandlungen und dem Amoklauf von Emsdetten gezeigt habe. Eine Gesellschaft, die gewaltverherrlichende Computerspiele zulasse, darf sich nach Ansicht des Hildesheimer Bischofs nicht darüber wundern, wenn Menschen glauben, ihre Probleme nur mit Gewalt lösen zu können und das dann auch öffentlich inszenieren.
Ausdrücklich lobte der Hildesheimer Bischof jedoch auch die Berichterstattung der Medien über die Tsunami-Flutkatastrophe in Südostasien. Presse, Funk und Fernsehen hätten zu der großen Welle der Hilfsbereitschaft beigetragen. „Ich sage dies mit Respekt und Anerkennung, um nicht den Eindruck einer unzeitgemäßen Medienschelte aufkommen zu lassen“, stellte Trelle klar.
Das vergangene Jahr hat nach dem Eindruck des Hildesheimer Oberhirten auch viel Gutes gebracht. Ausdrücklich erwähnte der Bischof das große Engagement vieler Ehrenamtlicher in den Pfarrgemeinden und kirchlichen Institutionen und bat die Menschen, das Profil ihrer größer gewordenen Gemeinden weiter zu entwickeln.
Für Familien haben die vergangenen zwölf Monate nach Trelles Einschätzung viel Gutes gebracht. So zeige zum Beispiel die Entscheidung für das neue Elterngeld, dass die politisch Verantwortlichen Ehe und Familie schützen wollen. „Wir werden seitens der Kirche all diese Bemühungen weiterhin unterstützen durch unsere Dienste und Angebote in unseren Kindertageseinrichtungen und unseren Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen“, versprach Bischof Norbert Trelle.