Die Kirchen werden ernst genommen
Bischof em. Dr. Josef Homeyer zieht eine positive Bilanz aus 25 Jahren EU-Bischofskonferenz
Hildesheim/Rom (bph) Nur durch den Beitritt der westlichen Balkanländer zur Europäischen Union kann nach Ansicht des ehemaligen Hildesheimer Bischofs Dr. Josef Homeyer diese Region stabilisiert werden. Diesen Beitritt zur verschieben könnte ungeahnte Folgen für ganz Europa haben, schreibt Homeyer in der aktuellen Ausgabe der in Rom erscheinenden Zeitung „Osservatore Romano“.
Die Aufnahme Rumäniens und Bulgariens zur EU 2007 oder 2008 ist beschlossen. Den Ländern des westlichen Balkans wurde sie in Aussicht gestellt. Deren Beitritt dürfte „im entschiedenen Interesse aller Mitglieder der EU liegen“ schreibt Homeyer wörtlich in seinem Beitrag „Die Zusammenarbeit der EU-Bischofskonferenzen in der COMECE – 25 Jahre im Dienste der Ecclesia in Europa“. Die Bischöfe dieser Länder erwarten nach Homeyers Eindruck, dass die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) in den Mitgliedsländern für die Aufnahme der Balkanländer wirbt. Da sich die Kirchen und Religionsgemeinschaften Osteuropas in den letzten Jahren angenähert haben, sieht Homeyer gute Chancen für den Beitrittsprozess.
Homeyer, langjähriger Präsident der COMECE, zieht in seinem Beitrag eine weitgehend positive Bilanz der ersten 25 Jahre des Bestehens dieser Organisation. Die schwierige Vermittlung zwischen den Bischofskonferenzen und den Einrichtungen der EU sei weitgehend gelungen, so Homeyer in seinem Gastbeitrag. Das Interesse der EU an der Mitarbeit der Kirchen wächst. Wichtiger Meilenstein sei der Fall der Berliner Mauer gewesen. Er habe vielen Politikern deutlich gemacht, dass die EU mehr sei als ein gemeinsamer Markt. „Die Frage der Wertegrundlage dieser politischen Union gewann zunehmend an Gewicht und Brisanz“, so Homeyer. Der Beitritt von zehn neuen Mitgliedsstaaten zur EU im Mai 2004 habe ein weiteres Kapitel in der COMECE-Geschichte aufgeschlagen. Wenn auch manche Politiker und hohe Beamte mit Unverständnis oder Ablehnung auf die Stellungnahmen der Kirchen reagieren, so herrsche doch in Brüssel und Straßburg ein allgemein offenes Klima für das Gespräch mit den Kirchen, stellt der emeritierte Bischof zufrieden fest.
Ausgewogene Worte findet der langjährige Bischof von Hildesheim auch für die Frage des Gottesbezuges in der vorerst gescheiterten EU-Verfassung. Der Bezug auf Gott konnte nicht festgeschrieben werden. Doch: „Trotz dieser bitteren Enttäuschung wird man zugeben müssen, dass die Kirchen als Gesprächspartner in dem Ringen um die Grundlagen der künftigen EU erst genommen wurden“ heißt es in Homeyers Text.