"Die Hoffnung, dass einmal alles gelingt"
Bischof Wilmer predigte am ersten Weihnachtstag im Hildesheimer Dom
Der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat in seiner Predigt am heutigen ersten Weihnachtstag im Hildesheimer Dom über die Hoffnung und die Sehnsucht gesprochen, die mit Weihnachten verbunden sind. Dabei ging er auf den Krieg in der Ukraine ein.
„Auf die Städte der Ukraine werden Raketen abgeschossen. Die Menschen dort sollen ein Weihnachtsfest bei Hunger und Durst, in Kälte und Dunkelheit erleben“, sagte der Bischof. Was für ein Jubel werde ausbrechen, wenn dieser Horror ein Ende habe.
Nach den Worten Wilmers spüren wir die Auswirkungen des Krieges aus der Ferne. „Fast eine Million Menschen, vor allem Frauen und Kinder, haben bei uns Zuflucht gefunden. Wir sparen Energie. Auch die Kirche tut das. Die Politik bemüht sich, die Folgen der Teuerung für den ärmeren Teil der Bevölkerung abzumildern. Die meisten von uns werden trotz allem auch diese Weihnachten bei Licht und Wärme verbringen können."
In Deutschland funktionierten die Heizungen, die Supermarktregale seien voll, die Notaufnahme im Krankenhaus habe geöffnet. „Alle Systeme laufen. Übrigens deshalb, weil es Menschen gibt, die auch an Weihnachten arbeiten, sodass die anderen in Ruhe feiern können. Grund genug, dankbar zu sein“, betonte der Bischof.
Er beschrieb die Freude in den Familien, die an Weihnachten zusammenkommen und erwähnte zugleich, dass dieses besondere Fest nicht für alle immer mit Freude verbunden ist, sondern zuweilen auch mit Schmerzen. Aber es gibt auch Menschen hier im Dom, die haben in dieser Nacht geweint, weil sie wider Willen allein feiern mussten. Weil jemand fehlt, der in diesem Jahr gestorben ist. Weil die Tochter, die den Kontakt abgebrochen hat, sich wieder nicht gemeldet hat. Oder weil es am Fest der Familie einen Riesenkrach gegeben hat, obwohl doch alles mit so viel Liebe vorbereitet worden ist."
Vor diesem Hintergrund sprach der Bischof über die Bedeutung von Hoffnung und Sehnsucht: „Die Hoffnung, dass einmal alles gelingt. Dass die Dinge sich fügen. Dass Frieden in unserer Seele einkehrt.“ Das Weihnachtsfest sei voll von Hoffnungszeichen. Diese Hoffnung gründe nicht im Ungefähren, sondern beruhe auf einem tatsächlichen Ereignis, „das sich vor etwas mehr als zweitausend Jahren im Nahen Osten zugetragen hat: eine Geburt“.
In Bethlehem sei ein Kind geboren worden, „das uns die frohe Botschaft gebracht hat: vom Leben in Fülle, vom Sieg über den Tod, von der umfassenden Versöhnung. Er ist selbst die Botschaft: Er ist das Wort, er ist das Leben, er ist das Licht, das in der Finsternis leuchtet (Joh 1,5). Er ist die Hoffnung selbst.“
Bischof Wilmer forderte die Gläubigen auf, dieses Licht weiterzugeben. Wir Christen dürften die Hoffnung nicht für uns behalten, sondern müssten selbst zu Freudensboten werden. „Stiften wir Frieden. Gehen wir den ersten Schritt. Sie und ich können keine Kriege beenden. Aber wir können großzügig sein. Verzeihen. Nicht zulassen, dass der Hass und die Bitterkeit in uns die Oberhand gewinnen.“ Dann wachse das Gute, während das Böse schwinde.
Unsere Hoffnung sei nicht unbegründet, so Wilmer. Gott stehe hinter uns und halte uns. „Gott wird alle Tränen von unseren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. (Offb 21,4). Das ist die Frohe Botschaft, unser Evangelium.“