Die Handschrift des Heiligen
Bistum Hildesheim beteiligte sich am Kauf des Bernward-Psalters
Hildesheim/Wolfenbüttel (bph) Der bekannte Bernward-Psalter des heiligen Bischofs aus Hildesheim ist wieder in öffentlicher Hand. Mit 50.000 Euro hat sich das Bistum Hildesheim am Kauf der 1.000 Jahre alten Handschrift beteiligt, die nun in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel zu finden ist. Am Mittwoch übergab Lutz Stratmann, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, das Werk an die Bibliothek.
Der lateinische Psalter stammt ursprünglich aus dem Kloster St. Michael in Hildesheim, war jedoch seit 200 Jahren im Privatbesitz eines Grafen und damit der Öffentlichkeit weitgehend entzogen. Zuletzt wurde der Bernward-Psalter 1993 auf der Bernward-Ausstellung im Dommuseum Hildesheim gezeigt. Der Bernward-Psalter war eine der letzten Handschriften aus dieser Zeit, die sich in Deutschland in Privatbesitz befanden.
An den Kosten von 1,5 Millionen Euro haben sich unter anderem die Kulturstiftung der Länder (500.000 Euro), die Ernst von Siemens Kunststiftung (150.000 Euro), die Friedrich Weinhagen Stiftung (100.000 Euro), die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (50.000 Euro) sowie die Herzog August Bibliothek (78.000 Euro) beteiligt. Das Land Niedersachsen übernimmt rund 803.000 Euro, davon sind 231.000 Euro für Forschung mit dem Ziel der Förderung der Mittelalterforschung rund um die Handschrift eingeplant. Der Kauf aus Privatbesitz hängt eng mit der Erschließung und Erforschung mittelalterlicher Handschriften an der Herzog August Bibliothek zusammen, dem Handschriftenzentrum Norddeutschlands. Dort soll die kostbare Handschrift in den kommenden Monaten intensiv erforscht werden, um ihr die Geheimnisse ihrer Entstehung, Bestimmung und Geschichte zu entlocken.
„Es kommt selten vor, dass eine Handschrift dieser Qualität und Bedeutung auf dem Kunstmarkt angeboten wird. Um so mehr freue ich mich heute, dass es dem Land Niedersachsen zusammen mit der Herzog August Bibliothek und der Unterstützung zahlreicher Stiftungen gelungen ist, diesen 1000 Jahre alten wertvollen Psalter zu erwerben“, erklärte Niedersachsens Kulturminister Lutz Stratmann bei der Präsentation des Psalters.
Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022) ließ den Psalter von dem Kalligraphen Guntbald in einer besonders schönen Schrift auf Pergament schreiben und mit zahlreichen Schmuckbuchstaben (Initialen) verzieren. Dazu verwendete der Schreiber Gold, Silber und farbige Tinten. Bernward war einer der führenden Bischöfe zur Zeit der ottonischen Kaiser Otto III. (983-1002) und Heinrich II. (1002-1024). Er baute in seiner Residenz Hildesheim den Dom und das Kloster St. Michael und stattete sie reich mit Kunstschätzen und Handschriften aus. Seine Leistungen spiegeln sich darin, dass beide Kirchen und ihre Ausstattung heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Die wertvolle Handschrift gehört zu einer Gruppe von Manuskripten, die früher die Bibliothek des Hildesheimer Michaelsklosters bildeten. Mehrere dieser Handschriften werden heute in der Herzog August Bibliothek aufbewahrt, so dass der Psalter jetzt wie ein verlorener Sohn zu seiner Familie zurückkehrt.