Den Mitmenschen zugewandt

„Von ganzem Herzen gratuliere ich unserem bisherigen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten. Unser Land bekommt in Christian Wulff einen Präsidenten, der erst kürzlich in einem Interview von sich sagte, dass der christliche Glaube ihm ein Wertegerüst sei, ihm Orientierung und Vertrauen gebe. In zahlreichen persönlichen Begegnungen habe ich gespürt, dass dies für Christian Wulff keine leeren Worte sind. Mich hat bei diesen Begegnungen immer wieder beeindruckt, wie gut Christian Wulff zuhören kann, wie er für jeden ein gutes Wort hat, auch bei Differenzen in der Sache. Ich hatte immer das Gefühl, in ihm einen Politiker zu treffen, der den Mitmenschen zutiefst zugewandt ist. Vor wenigen Monaten erst hat Wulff mit Aygül Özkan die erste muslimische Ministerin in ein deutsches Kabinett berufen und damit bewiesen, dass ihm das Integrieren wichtiger ist als das Spalten, das Zusammenarbeiten wichtiger als das Gegeneinander.

Daraus schöpfe ich die berechtigte Hoffnung, dass Christian Wulff auch in seinem neuen Amt ein Bundespräsident für alle Menschen werden kann, über Partei- und Glaubensgrenzen hinweg. Für diese Aufgabe wünsche ich Christian Wulff Kraft, Klugheit und den Segen Gottes. Möge es ihm gelingen, unserem Land in dieser Zeit Orientierung zu geben.

Außerdem lade ich den neuen Bundespräsidenten, der Schirmherr der Hildesheimer Domsanierung ist, schon jetzt als Staatsoberhaupt zur Einweihung unseres neuen Doms im Jahre 2014 nach Hildesheim ein. Auch zur Feier des 1.200-jährigen Bistumsjubiläums im Jahre 2015 ist uns Bundespräsident Christian Wulff sehr herzlich willkommen!

Zugleich möchte ich dem unterlegenen Kandidaten Joachim Gauck meinen tiefen und ehrlichen Respekt aussprechen. Leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit, Herrn Gauck persönlich zu treffen, doch sein Lebensweg und seine Lebensleistung haben mich auch aus der Ferne sehr beeindruckt. Wer wie er unter widrigen politischen Umständen Theologie studiert hat und Pastor geworden ist, der beweist eine starke und feste Persönlichkeit. Und wer sich wie er seit Jahren für die Aufarbeitung von Unrecht einsetzt, der hat begriffen, dass Frieden und Versöhnung ohne Gerechtigkeit nicht denkbar sind. Unser Land hätte auch mit Joachim Gauck einen würdigen Bundespräsidenten bekommen!

+Norbert Trelle
Bischof von Hildesheim“