Das Reich Gottes im Blick haben
Bischof Norbert Trelle erinnert in seiner Silvesterpredigt an das Schicksal der vielen Flüchtlinge weltweit
In seiner Silvesterpredigt stellt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle die Sorgen der Menschen in den Mittelpunkt. Er ruft dazu auf, den Blick von den eigenen lokalen Bedürfnissen auf die Situation in der Welt zu weiten, hin zu den Flüchtlingen in Lampedusa und Jordanien: „Menschen brauchen die Hoffnung auf eine gute Zukunft, um menschenwürdig leben zu können. Wir müssen uns nach Kräften bemühen, ihnen eine solche Hoffnung zu geben. So dienen wir dem Reich Gottes.“
„Sorgt euch zuerst um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“, greift Trelle den Satz aus dem Evangelium des Tages auf. Natürlich denke jeder zuerst an seine eigenen existentiellen Bedürfnisse. Das Wort Jesu weite aber den Blick auf die Nöte der anderen Menschen: „Wer sich sorgt um das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, der sorgt sich um den Frieden weltweit.“ Die Lust der Menschen hierzulande am Kaufen und Verkaufen sei volkswirtschaftlich erfreulich, aber „Konsumismus kann zur Ersatzreligion werden und das Herz eng machen“, befürchtet der Bischof.
Er habe während seiner Reise nach Jordanien Anfang November sehen müssen, was Flucht und Vertreibung für die Menschen aus Syrien bedeutet: „Die Flüchtlinge haben nicht selten massive Gewalterfahrungen gemacht - manche auch unter Folter. Oft sind sie traumatisiert bis hin zur Sprachlosigkeit. Kleine Kinder malen zerstörte Häuser und zeichnen die Leichen ihrer getöteten Verwandten.“ Diese Menschen dürften die Christen nicht aus dem Blick verlieren.
Wer sich um das Reich Gottes sorge, müsse sich auch um die Situation von Glaube und Kirche sorgen: „Es geht um die Vermittlung der Gottesfrage, und damit geht es um die Frage, ob wir zu einem Bild vom Menschen zurückfinden können, das ihn als unantastbares Geschöpf Gottes versteht, ein Geschöpf, das seine Würde unabhängig von gesellschaftlichem Rang und finanzieller Ausstattung hat, ein Geschöpf, das sein Lebensrecht unabhängig von Alter und Behinderung, von Rasse und Herkunft hat.“ Eine missionarische Kirche müsse sich mitfühlend allen Menschen zuwenden. So wie sich im nächsten Jahr wieder die Türen des renovierten Domes öffnen werden, so sollen auch die Türen der Kirche immer allen offen stehen, betont der Hildesheimer Bischof.
Der komplette Text der Predigt (pdf, 24 KB)