Das Leben als Ernstfall
Bischof Norbert Trelle erinnert in seiner Osterpredigt an seinen verstorbenen Vorgänger
Hildesheim (bph) An Ostern geht es nicht nur um das Leben nach dem Tode, sondern um das Leben vor dem Tode, „um unser Leben hier und heute“, sagte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle in seiner Osterpredigt am frühen Morgen des Ostersonntag in der Basilka St. Godehard. In diesem Wissen werde das Bistum auch am kommenden Samstag seinen früheren Bischof Dr. Josef Homeyer begraben: „Nichts von dem, was er für uns und unser Bistum gewirkt hat, ist verloren – nicht vor Gott und nicht vor den Menschen.“
In diesen Tagen ist nach Trelles Worten den Menschen ein Kreuz auf die Schultern gelegt. „Das Kreuz der eigenen Schuld und des eigenen Versagens lastet auf uns. Die Nachrichten von Fällen des Missbrauchs wollen nicht abreißen.“ Vielen in der Kirche gelinge es kaum noch, Licht am Ende eines langen Tunnels zu sehen. Gerade ihnen gelte die Botschaft der österlichen Nacht: „Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, schenkt den Sündern Vergebung, den Trauernden Freude.“
Wer glaubt, kann nach Trelles Überzeugung in der Auferstehung Christi eine neue Dimension, eine neue Lebensqualität entdecken. Diese Auferstehung nimmt dem Leben nichts von seinem Leid, aber dieses Leben wird „vernichtet und zugleich aus dem Nichts errettet und aufgehoben in Gottes Liebe und Unvergänglichkeit.“
Darum ist die Osterbotschaft in Trelles Augen kein billiger Trost in der Sterbestunde. „Leiden und Tod haben nichts von ihrer Bitterkeit verloren und wir bleiben schmerzlich berührt von seinem unerwarteten Heimgang. Ja, sein Tod erfüllt uns mit Trauer“, sagte Trelle mit Blick auf seinen verstorbenen Vorgänger. Das Leben auf Erden, das die Menschen lieben und um das sie sich sorgen, ist vor Gott nicht eine belanglose Beschäftigung, eine Art Generalprobe. „Nein, dieses ganze Leben ist der Ernstfall, ein wirkliches Stück der Heilsgeschichte Gottes, das eingeht in das neue Leben, das mit der Auferstehung Christi angebrochen ist.“ Darum ist nach Trelles fester Überzeugung nichts verloren, auch nichts vom Tun und Leiden Homeyers.