Das Beste aus Lorsch, Prag und Regensburg

Dr. Matthias Exner stellte sein Buch über das Hildesheimer Guntbald-Evangeliar vor

Hildesheim (bph) Zum ersten Mal nach einem halben Jahrtausend war das Hildesheimer Guntbald-Evangeliar am Mittwochabend wieder in der Michaeliskirche zu sehen, für die es geschrieben wurde. Zu verdanken hatten das die Besucher dem Münchner Wissenschaftler Dr. Matthias Exner, der ein Buch über diese wertvolle mittelalterliche Handschrift geschrieben hat.

Der Hildesheimer Bischof Bernward hatte an alles gedacht, bevor er im 11. Jahrhundert seine Hildesheimer Kirche St. Michaelis in Auftrag gab. Er wollte nicht nur ein Gotteshaus bauen sondern es auch würdig ausstatten. So lockte er den Regensburger Schreiber Guntbald an die Innerste, der ihm ein Evangeliar für St. Michaelis schrieb mit aufwändig geschmückten Zierseiten und illustriert mit farbigen Zeichnungen der Evangelisten. Lange war unklar, woher der begabte Regensburger Guntbald sich die Ideen für seine Buchmalereien holte.

Dr. Matthias Exner, Hauptkonservator beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, hat in seinem Buch über das Guntbald-Evangeliar nun nachgewiesen, dass das berühmte Lorscher Evangeliar als Vorlage diente, aber vermutlich nie in Hildesheim war. Die Verbindung zwischen Lorsch und Hildesheim lief vielmehr über Mainz, wo Schreiber sich ebenfalls an Lorscher Vorbildern bedienten. Guntbald wiederum kannte die Mainzer Bücher und hat sich darüber hinaus auch von Prager Handschriften inspirieren lassen. Aus seiner Heimat Regensburg wiederum brachte Guntbald die Vorliebe für verspielte Ornamente mit in den Norden. „Das Guntbald-Evangeliar vereint damit das Beste aus jedem Bereich“, urteilt Buchautor Exner. Für jene, die sich davon überzeugen wollten, hatte Prof. Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums, das Original des Guntbald-Evangeliars aus dem Domschatz, wo es jetzt liegt, mit nach St. Michaelis gebracht – zum ersten Mal nach 500 Jahren.

Exners Buch ist der erste Band einer neuen Reihe des Vereins für Geschichte und Kunst im Bistum Hildesheim. Sie führt frühere Buchreihen des Bistumsarchivs und des Dom-Museums zusammen und soll nach Worten von Dr. Thomas Scharf-Wrede, Bistumsarchivar des Bistums Hildesheim, das Profil für wissenschaftliche Veröffentlichungen schärfen.

Buchinformationen:
Matthias Exner: Das Guntbald-Evangeliar; Ein ottonischer Bilderzyklus und sein Zeugniswert für die Rezeptionsgeschichte des Lorscher Evangeliars; Regensburg 2008; 26,90 Euro