Christussäule stützt Ökumene

Bistum Hildesheim verleiht Bronzesäule an die evangelische Kirche St. Michaelis

Hildesheim (bph) Die berühmte Christussäule im Hildesheimer Dom geht auf Wanderschaft: Am Mittwoch, 30. September, wird sie zur evangelisch-lutherischen St. Michaeliskirche gebracht. Damit verbindet diese Bronzesäule nicht nur zwei Kirchen, die gemeinsam zum Hildesheimer UNESCO-Welterbe gehören, sondern ist auch ein sichtbares Zeichen guter ökumenischer Nachbarschaft zwischen Katholiken und Protestanten.

Die Leihgabe der Christussäule ist auch ein Vorgeschmack auf die Feierlichkeiten anlässlich des 1000jährigen Gründungsjubiläums von St. Michaelis, die am 15. Januar 2010 mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnen. Bundespräsident Dr. Horst Köhler hat seine Teilnahme bereits zugesagt.

Bis zum Bistumsjubiläum im Jahre 2015 wird der Dom aufwändig saniert. Daher müssen alle wertvollen Kunstschätze ausgelagert werden. So auch die Christussäule, die der Heilige Bischof Bernward im 11. Jahrhundert in Auftrag gab – pikanterweise für seine Kirche St. Michaelis, wo sie auch jahrhundertelang stand. Als das Domkapitel des Bistums nun eine vorübergehende Bleibe für diese Bronzesäule suchte, kamen die Kirchengemeinde St. Michaelis und das Domkapitel überein, dem Kunstwerk an alter Stelle Obdach zu geben. Vom 30. September bis zum Abschluss der Domsanierung steht die Christussäule wieder in St. Michaelis.

Die Stadt Hildesheim hat die Patenschaft für den Transport der Christussäule vom Dom nach St. Michaelis übernommen. Damit signalisiert Oberbürgermeister Kurt Machens, dass die hohe Symbolkraft dieser ökumenischen Geste auch für die Stadt Hildesheim eine herausragende Bedeutung hat.

Am 30. September wird die Christussäule um 10 Uhr im Hildesheimer Dom mit einer liturgischen Feier verabschiedet. Gegen 11 Uhr verlässt sie dann die Bischofskirche durch die Bernwardtüren und wird unter Glockengeläut mit einem Speziallaster zur Kirche St. Michaelis gefahren. Dazu nimmt der Laster den kürzesten Weg über Domhof und Pfaffenstieg durch die Burgstraße zum Michaelishügel. Auf halbem Wege will St. Michaelis seine Leihgabe mit Glockengeläut willkommen heißen. Bei der Ankunft auf dem Michaelishügel gegen 12 Uhr spielt der Posaunenchor der Kirche.

Vor und in der Kirche folgen einige Grußworte, unter anderem vom Hildesheimer Oberbürgermeister Kurt Machens, dem katholischen Weihbischof Hans-Georg Koitz und Landessuperintendent Eckhard Gorka. Danach wird die Säule durch den Südosteingang in die Kirche gebracht und ab 13 Uhr im südöstlichen Querhaus aufgestellt. Während der Arbeiten bieten Bistum und Landeskirche ein Programm rund um die Säule, unter anderem Expertengespräche, einen Filmzusammenschnitt vom Abbau der Säule und musikalische Darbietungen.

Abgebaut wird die Christussäule bereits in diesen Tagen durch das Spezialunternehmen Hasenkamp aus Frechen bei Köln. Dessen Experten haben ein Gerüst aus Fichtenholz konstruiert, das der wertvollen Bronzesäule wie ein Korsett angepasst wird. Gummi an den Kontaktstellen verhindert, dass das Schmuckstück zu Schaden kommt. Mit Hilfe zweier Portalkräne wird die Christussäule dann zunächst angehoben und gekippt. Bis zum Transport lagert die Christussäule einige Tage auf dem abgesperrten Boden vor der Bernwardtür und wird dort untersucht.

Die Christussäule ist neben den Bernwardtüren im Dom der zweite monumentale Bronzeguss, den Bischof Bernward von Hildesheim (960 bis 1022) in Auftrag gab, vermutlich um das Jahr 1020. Sie hat eine Höhe von 3,79 Meter von der Basisplatte bis zum oberen Schaftabschluss und wiegt rund 3,5 Tonnen, der Durchmesser des Schaftes beträgt 58 Zentimeter. Die Christussäule orientiert sich an klassischen Vorbildern wie den Kaisersäulen in Rom und zeigt einige Episoden aus dem Leben Jesu von der Taufe Christi im Jordan bis zum Einzug in Jerusalem. Die 28 Szenen winden sich in acht Windungen spiralförmig nach oben. Bekrönt war die Säule ursprünglich mit einem Kapitell samt Kruzifix. An der Basis der Säule knien vier Figuren. Sie schütten Wasser aus ihren Urnen in die vier Himmelsrichtungen aus und verkörpern die vier Paradiesflüsse.

Bernward hat die Christussäule für seine Kirchengründung St. Michaelis in Auftrag gegeben. Dort stand die Säule auch bis zum 18. Jahrhundert. 1544 wurden Kapitell und Kruzifix zerstört und eingeschmolzen. Um den Rest der Säule vor der Zerstörung zu retten, sorgten kunstliebende Bürger dafür, dass das mittelalterliche Meisterwerk 1810 auf dem Domhof aufgestellt wurde. 1874 goss man ein neues Kapitell und am 15. Januar 1895 kam es zur Umsetzung der Säule in den Dom, wo sie heute im südlichen Querschiff steht.

Ein Film über die Christussäule auf der Homepage "domsanierung.de"