Christliche Sorglosigkeit
Bischof Norbert Trelle mahnt in seiner Silvesterpredigt zu mehr Demut
Hildesheim (bph) Mehr Demut und Zuversicht mahnt der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle an. „Christlich verstandene Demut schwächt nicht die eigene Persönlichkeit, sondern stärkt sie“, sagte Trelle am Mittwoch in seiner Silvesterpredigt im Hildesheimer Dom.
Die Menschen haben allemal Grund zur Sorge, das weiß auch der Bischof: Wirtschaftliche Sorgen, Angst um den Arbeitsplatz, um Bildung und Ausbildung junger Menschen. Gesellschaft und Kirchen machen sich nach Trelles Überzeugung zu Recht Sorgen um ethische Grundsätze und fragen „ob wir zu einem Bild vom Menschen zurückfinden können, das ihn als unantastbares Geschöpf versteht.“
Diesen Befürchtungen stellt der Bischof einen Satz aus der Bibel entgegen: „Euch muss es zuerst um das Reich Gottes gehen und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben.“ Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit sind nach Trelles Überzeugung der Schlüssel zum Verständnis einer „christlich verstandenen und gelebten Sorglosigkeit“.
Dabei hilft eine demütige Grundhaltung, die nach den Worten des Bischofs in den vergangenen Jahren eine Renaissance erfahren hat. Demut sei nicht mehr als Ausdruck von Schwachheit, Feigheit oder Nachgiebigkeit verschrien, sondern werde von immer mehr Menschen verstanden als „Lebensform, die die eigenen Begabungen und Stärken achtet und annimmt, sie aber nicht selbstsüchtig als Besitz hortet, sondern in Freiheit zum Wohl der anderen weitergibt.“ Nicht zuletzt die Finanzkrise der vergangenen Monate, aber auch Umweltkatastrophen wie der Tsunami vor zwei Jahren oder die Vogelgrippe haben zu dieser Wiederentdeckung der Demut beigetragen, glaubt Trelle. Eine solche biblische Demut strahlt Sicherheit und Selbstbewusstsein aus, „weil sie zugleich um ihre Grenzen weiß“. Darum ist die Gelassenheit die Schwester der Demut: Wer um seine Grenzen weiß, so der Bischof weiter, muss sich nicht für alles verantwortlich fühlen, muss nicht „blind um alles kämpfen“. Darum führt recht verstandene Demut nicht zu Zukunftsangst oder Trauer, sondern zu Gelassenheit und Freude.