Brückenbauer und Türöffner
Prälat Nikolaus Wyrwoll als Ökumenebeauftragter des Bistums Hildesheim verabschiedet
Mit der Vesper am Christkönig-Sonntag verabschiedete der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle seinen Ökumenebeauftragten Nikolaus Wyrwoll in den Ruhestand. Wyrwoll, der in diesem Jahr sein 75. Lebensjahr vollendet hat, wird nun sein Wohnsitz nach Istanbul verlegen.
Einen ganz besonderen Menschen habe er mit Nikolaus Wyrwoll in seinen Reihen gehabt, betonte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Er dankte dem Prälaten während der Vesper für seinen Einsatz um die Ökumene. Wyrwoll habe großen Anteil an dem, was heute Ökumene im Bistum Hildesheim ausmache, so Trelle. Bei seinen Dankesworten erinnerte der Bischof an eine Pilgerreise nach Rom. Während der Generalaudienz begrüßte damals Papst Benedikt XVI. die Hildesheimer Pilger. „Und dann sagte er: Besonders begrüße ich meinen Freund Nikolaus Wyrwoll, den ich sehr schätze. Das war das erste Mal, dass ich erlebt habe, dass der Papst bei der Generalaudienz eine Einzelperson hervorhebt. Das hat mich tief beeindruckt“, sagte Trelle. Wenn es um das Herstellen von Kontakten oder die Vermittlung von Gesprächen geht, sei Wyrwoll zur Stelle gewesen: „Ob in Rom oder anderswo, ich habe ihn immer wieder als Türöffner erlebt“, so der Bischof.
Der evangelische Landessuperintendent Eckehardt Gorka, der ebenfalls mit Wyrwoll und den Superintendenten der Landeskirche in Rom war, konnte dies nur unterstreichen: „Ich hatte den Eindruck, die meisten, denen wir begegnet sind, kennen ihn. Er hat es geschafft, Türen zu öffnen und uns katholische Kirche nahe zu bringen.“
In gewisser Weise ist Wyrwoll ein Römer geworden. Er hat dort studiert, das Zweite Vatikanische Konzil miterlebt und war ein gefragter Mann im päpstlichen Rat für die Einheit der Christen. Rom ist für ihn eine zweite Heimat, wenn man dies von dem Hildesheimer Priester sagen kann, der am meisten mit dem Flugzeug unterwegs ist. „Oft habe ich mich gefragt, wo ist er denn? Ist er in Rom, ach nein, in Istanbul oder vielleicht doch in Moskau?“, sagte Trelle. Er wies daraufhin, dass er gleichzeitig immer den Eindruck hatte, Wyrwoll sei gar nicht weg. „Bei aller Mobilität waren sie, lieber Mitbruder, ein verlässliches Element, ein fester Bestandteil am Domhof.“
Der koptische Generalbischof für Deutschland, Bischof Anba Damian, hob die menschliche Seite Wyrwolls hervor: „Er ist für uns ein Freund und Bruder. Wenn wir uns freuen, dann freut er sich mit uns. Und wenn wir trauern, steht er an unserer Seite.“
Wyrwoll, den bereits Bischof Josef Homeyer 1986 mit der Aufgabe betraute, den Kontakt zu den Kirchen des Ostens herzustellen und zu intensivieren, ist in diesen Kirchen weithin bekannt und hat dort viele Freunde. Ihm war und ist die Einheit der Christen ein Herzensanliegen. Dabei ist es egal, ob es sich um orthodoxe, altorientalische oder reformatorische Kirchen handelt. Der heutige Metropolit von Kerala in Indien, Kuriakose Theophilose, ist einer jener Studenten, die Wyrwoll in seiner Funktion als Direktor am Ostkirchlichen Institut in Regensburg begleitet hat. „Prälat Wyrwoll war und ist ein Brückenbauer zwischen Ost und West. In ihm erfüllt sich das Gebet um die Einheit der Christen. Er ist ein sichtbares Zeichen der Ökumene“, sagt der Metropolit.
Auch wenn Wyrwoll seinen Espresso wie ein echter Römer im Stehen trinkt, vertauscht er ihn nun mit dem türkischen Mokka. Er hat sich für Istanbul als Wohnsitz entschieden, mitten zwischen orthodoxen und altorientalischen Kirchen. „Das passt zu dir“, sagte Erzpriester Milan Pejic von der serbisch-orthodoxen Gemeinde in Hannover. Denn schließlich handele es sich dabei um das ehemalige Byzanz. „Was liegt für Dich, den Freund der orthodoxen und altorientalischen Kirchen, näher als ein Wohnsitz an diesem ehemals bedeutenden Ort des Christentums.“
Doch das Bistum Hildesheim wird nicht gänzlich auf ihn verzichten müssen. „Immerhin gibt es mehrmals in der Woche Direktflüge von Istanbul nach Hannover“, sagt Wyrwoll.