Bronze auf Herz und Nieren prüfen
Das Taufbecken im Hildesheimer Dom wird untersucht
Hildesheim (bph) Richtig „untersuchen“ lässt sich zur Zeit das berühmte Taufbecken im Hildesheimer Dom: Ein Radiologe, ein Internist mit Endoskop und auch ein Fotograf haben sich angesagt, um das mittelalterliche Kunstwerk auf Bronze und Guss zu prüfen. Dazu hat Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums, mit seinen Helfern das Taufbecken am Montag abgebaut und in eine Spezialwerkstatt gebracht.
Ein Bronzenes Taufbecken ist kein Leichtgewicht. Mehrere Stunden benötigten Dr. Michael Brandt, Direktor des Dom-Museums, und seine konservatorischen Mitarbeiter, um das Taufbecken am Montag auf die Reise zu schicken: Mit Hilfe eines hölzernen Turmes samt Flaschenzug wurde das Becken mit seinem imposanten Deckel und den vier Trägerfiguren auf Paletten verpackt und dann in die Werkstatt geschoben, wo schon der Hezilo-Leuchter restauriert wurde.
Mindestens ein bis zwei Wochen soll das Bronzene Taufbecken dort bleiben. Ein Fotograf wird umfangreiche Fotoaufnahmen machen, die in einen Katalog einfließen sollen. Eingeladen hat Dr. Michael Brandt auch Radiologen und Endoskopie-Experten, die das Innenleben des Taufbeckens erforschen sollen. „Wenn wir wissen, wie der Gusskern im Inneren aussieht, erfahren wir mehr über den Herstellungsprozess“ erklärt der Direktor. Außerdem will er durch Vergleiche Näheres über die einstige Werkstatt des Kunstwerkes herausfinden.
Klar ist inzwischen auch, dass das Taufbecken auf den vier Atlantenfiguren, die das Becken tragen, instabil steht. Eigentlich gehört zum Taufbecken nämlich noch ein mittleres Abflussrohr zur Stabilisierung, das bis zur Auslagerung im Zweiten Weltkrieg auch vorhanden war. Vielleicht, so hofft Brandt, könne man diesen Fuß wieder rekonstruieren.
Das Bronzene Taufbecken im Hildesheimer Dom wurde 1226 vom damaligen Dompropst Wilbernus gestiftet, der später Bischof von Paderborn und Erzbischof von Utrecht wurde. Es zeigt in einem umfangreichen Bildzyklus Darstellungen zum Thema Taufe, darunter die Taufe Christi im Jordan und den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer.