Bischof zwischen Besen und Basar
Norbert Trelle besuchte „72-Stunden-Aktionen“ im Süden des Bistums
Einbeck/Göttingen/Northeim (bph) Richtig zupacken durfte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle am Samstagmorgen bei seiner Rundreise zu verschiedenen Jugendgruppen des Bistums, die sich in der „72-Stunden-Aktion“ engagierten. Während er in Einbeck einen Besen in die Hand bekam, durfte er in Göttingen an die Schubkarre und bewies in Northeim sein Modebewusstsein beim Aussortieren von Kleidungsstücken.
Auch in Einbeck lebt man nicht vom Bier allein. Viele Menschen dort sind inzwischen auf die „Einbecker Tafel“ angewiesen, eine soziale Einrichtung, die Nahrungsmittel an Bedürftige ausgibt. Doch deren Räume brauchten dringend eine Renovierung. Da kam die „72-Stunden-Aktion“ gerade recht, bei der sich Jugendliche drei Tage lang für ein bestimmtes Projekt engagieren. Rund 25 junge Erwachsene der Katholischen Gemeinde Einbeck nahmen 72 Stunden lang den Besen in die Hand, kehrten, räumten auf und verpassten den Wänden einen neuen Anstrich. Von Bischof Norbert Trelle, der die Gruppe auf seiner Rundreise kurz besuchte, bekamen sie dafür viel Lob: „Toll, wie Ihr Euch hier engagiert,“ sagte der Bischof und bedankte sich auch beim Einbecker Pfarrer Ewald Marschler, der die Aktion mit betreute.
Stille, aber auch Trubel erwarteten den Bischof und seine Begleiter – Diözesanjugendseelsorger Martin Tenge und Bastian Steinhoff vom BDKJ-Diözesanvorstand – dann in der Universitätsstadt Göttingen. Mit der gebotenen Ruhe und eher zurück gezogen gestalteten zwölf Jugendliche der Gemeinde St. Vinzenz einen neuen Weg zu den Urnengräbern auf dem Städtischen Friedhof. „Viele Menschen hatten sich beschwert, dass sie nur durch Schmutz und Dreck zu den Urnen gelangen,“ berichtet Sigrid Nolte, die die Göttinger 72-Stunden-Gruppen betreut. Innerhalb von drei Tagen richteten die jungen Katholiken unter der Anleitung der beiden Friedhofsmitarbeiter Artur Fries und Thorsten Witsche einen neuen Kiesweg her und sammelten dabei auch gleich noch Müll und Abfall an der Friedhofsmauer auf.
Wesentlich hektischer tobt das Leben auf dem Göttinger Hauptbahnhof. Dort waren die Mitarbeiter der Bahnhofsmission begeistert über die Verstärkung aus der katholischen Paulusgemeinde, zu der sich auch einige evangelische Jugendliche gesellten. Bewaffnet mit Gitarre, Fragebogen und selbstgebackenen Muffins machten die Jungen und Mädchen 72 Stunden lang Werbung für die gute Sache der Bahnhofsmission, sangen Lieder und wollten von den Vorübereilenden wissen, was diese über die Bahnhofmission wissen. Zum Dank gab es Gebäck und zur Nachhilfe eine Informationstafel über die Geschichte der Bahnhofsmission. Der Bischof war beeindruckt; so auch von den handwerklichen Fähigkeiten der Jugendlichen aus St. Michael, die sich 72 Stunden lang in den Dienst der Bewohner des Caritas-Seniorenstiftes St. Paulus stellten. Nistkästen für den Garten, aber auch ein „Lebensbaum“ entstanden innerhalb von drei Tagen. An diesem Baum aus echter Rinde sollen in Zukunft zum Jahresgedächtnis die Namen der Verstorbenen des Seniorenheims hängen.
Letzter Stopp auf der bischöflichen Rundreise war Northeim. Dort bewunderte Norbert Trelle den Erfindungsreichtum der Jugendlichen, die unter den Augen von Pfarrer Franz Kurth innerhalb weniger Stunden im Pfarrheim einen Basar mit Second-Hand-Kleidern organisierten. Von der Werbung über den Aufbau der Kleidertische bis hin zum Bau von Umkleidekabinen nahm die „Katholische Jugend Northeim“ alles selbst in die Hand. Nur probeweise betätigte sich Norbert Trelle dort beim Aussortieren geeigneter Second-Hand-Kleider. „Das kann man doch noch tragen,“ meinte der Bischof mit Blick auf eine der gespendeten Blusen. Der Blick in die Gesichter der jungen Frauen belehrte ihn eines Besseren...
Bischof Norbert Trelle ist Schirmherr der „72-Stunden-Aktion“, die erstmals im Bistum Hildesheim vom Donnerstagnachmittag bis Sonntagnachmittag durchgeführt wurde. Bei dieser Aktion geht es darum, dass Jugendliche in ihren Gemeinden innerhalb von 72 Stunden ein gemeinnütziges Projekt realisieren. 86 Aktionsgruppen aus Hannoversch Münden bis Cuxhaven mit rund 1.500 Jugendlichen beteiligen sich daran. „Das bedeutet, dass über 100.000 Arbeitsstunden im sozialen Bereich geleistet werden“, sagt BDKJ-Diözesanvorsitzender Bastian Steinhoff.
Alle Jugendgruppen erfuhren erst am Donnerstagnachmittag, welches Projekt für sie vorgesehen war und hatten ab dann 72 Stunden Zeit dafür. Die Aktion steht unter dem Motto „Besser jetzt!“
Ausgerichtet wird die „72-Stunden-Aktion“ vom „Bund der Deutschen Katholischen Jugend“ (BDKJ) und dem Fachbereich Jugendpastoral des Bistums Hildesheim. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist der Dachverband von sieben katholischen Jugendverbänden im Bistum Hildesheim. Er vertritt die Interessen von über 13.000 Mitgliedern gegenüber Kirche, Staat und Gesellschaft.
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