Bischof Wilmer: Bleibe ruhig, faste, mach keine Show
Mehrere hundert Gläubige feiern Gottesdienst am Aschermittwoch im Hildesheimer Dom
Zu Beginn der Fastenzeit am gestrigen Aschermittwoch hat Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ im Hildesheimer Dom mit mehreren hundert Menschen einen Gottesdienst gefeiert. Dabei segnete er die Asche und zeichnete das Aschekreuz als Symbol der Buße und des Neubeginns auf die Stirn der Gläubigen.
Zu Beginn der Heiligen Messe ging der Bischof auf die hohe Symbolkraft der Zahl 40 im Christentum ein, die auf das 40-tägige Fasten Jesu, auf die 40 Tage von Moses auf dem Berg Sinai, auf die 40-tägige Sintflut, die Noah überstehen musste, oder die 40 Jahre währende Wanderung des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten verweist. „Die Zahl 40 ist uns heilig, um uns neu auszurichten“, sagte Wilmer: „Wer bin ich – mir selbst, den anderen und Gott gegenüber?“
Auch die Predigt des Bischofs nahm die Frage in den Blick, wer man selbst ist und in welcher Haltung man leben kann, um sich während der Fastenzeit „neu auszuloten und neu zu justieren“. Mit Blick auf die Gesellschaft, in der der Wind rauer werde, sagte Wilmer: „Wir sind eher darauf aus, uns zu verlieren – jeder macht sein Ding – statt zu integrieren.“
Der Bischof rief die Gläubigen dazu auf, sich neu auf Gott und auf den anderen auszurichten, und empfahl: „Bleib ruhig, faste, mach keine Show, salbe dein Haupt, nimm dir Zeit und Muße, um wieder zu deiner eigenen Identität zu finden.“
Im Anschluss an den Gottesdienst fand auf Einladung Wilmers der erste Teil des Aschermittwochs der Künstler statt: Vor rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern las die Autorin Marion Poschmann aus ihrem Roman „Die Kieferninseln“ und erntete viel Beifall.
Der zweite Teil des Aschermittwochs der Künstler startet am kommenden Samstag, 29. Februar 2020, mit einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Dommuseum Hildesheim: Dann sind bis zum 5. April 2020 Fotografien von Anna Ullrich zu sehen.