Bischof Trelle erwartet sichtbare Zeichen der Einheit
Neujahrsempfang des Diözesanrates in Verden / Landesbischof Manzke: „Wir brauchen einander“
Die katholische und die evangelische Kirche in Niedersachsen wollen weiter aufeinander zugehen und ihre Zusammenarbeit stärken. Das wurde beim Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholiken in Verden deutlich.
Sichtbare Zeichen der Einheit der christlichen Kirchen erwartet Bischof Norbert Trelle in den kommenden Jahrzehnten. Er hoffe, dass es nicht noch 30 Jahre dauere, bis es zu einer wie auch immer gearteten Einheit der Kirche komme, sagte er beim Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholiken in Verden. Er wisse nicht, wie die Gestalt dieser Kirche aussehe, in jedem Fall müsse die Einheit von außen sichtbar sein.
Trelle verwies darauf, dass die evangelische und die katholische Kirche bereits heute auf vielen Feldern, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, zusammenarbeiten. Als Beispiele nannte er unter anderem die Justizvollzugsseelsorge, die Krankenhausseelsorge und die Bahnhofsmission. Diese ökumenische Zusammenarbeit werde in Zukunft noch wichtiger. Bistum wie auch Landeskirche könnten nicht mehr alle Leistungen allein aufrechterhalten. Daher bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen, um möglichst vielen Menschen aus christlichen Geist heraus helfen zu können. Die verstärkte Zusammenarbeit habe den Nebeneffekt, die gesellschaftliche Glaubwürdigkeit zu steigern.
Der Bischof rief dazu auf, prophetisch die Stimme gegen den Populismus zu erheben und Haltung zu zeigen. Betroffen und entsetzt habe er am Vortag die Amtseinführung von Donald Trump als amerikanischer Präsident verfolgt, der auf „America first“ setze. Politiker müssten Anwalt der globalen Menschheit sein und dürften nicht Mauern und Wälle errichten. Trelle: „In dieser Welt überleben wir nur in Gemeinsamkeit“. Niemand dürfte auf die Verliererstraße geschickt werden. Die Kirchen müssten gesellschaftlich anwesend bleiben und ihre Überzeugen gemeinsam vertreten.
Der evangelische Landesbischof von Schaumburg-Lippe Dr. Karl-Hinrich Manzke, sagte, es sei bemerkenswert, dass es gelungen sei, das Reformationsjubiläum nicht zu einer Vertiefung der Trennung werden zu lassen. „Wir haben einen gemeinsamen Auftrag in einer Zeit, in der die beiden Kirchen in einer Dürrephase sind. Wir brauchen einander“, sagte Manzke. Die Reformationsgeschichte sei vielschichtig und nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sagte er.
Er rief dazu auf, mehr das Verbindende und nicht das Trennende zu betonen. Mit Blick auf eine Kirche der Zukunft meinte Manzke, er glaube, dass die Kirche in 30 Jahren ärmer, geistlich stärker, näher bei den Menschen und weniger ängstlich in der Bewahrung ihrer Besitzstände sei.
Erstmals fand der Neujahrsempfang des Diözesanrates in Verden statt, einer Stadt, die vor der Reformation Sitz eines katholischen Bistums gewesen ist. Der Empfang stand im Zeichen der Ökumene und fiel zeitlich in die Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Der Diözesanrat der Katholiken ist die Vertretung der Laien im Bistum Hildesheim. Ihm gehören 41 Frauen und Männer an. Er wurde 1968 gegründet und feiert im kommenden Jahr sein 50-jähriges Bestehen.