Bischof Trelle eröffnet Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit
Hildesheimer Bischof wirbt vor Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck für eine „Einheit der offenen Arme“
Bischof Norbert Trelle hat am Freitag die offiziellen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover mit einem Festgottesdienst eröffnet. Vor den rund 800 geladenen Gästen, unter denen sich auch Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck befanden, warb der Hildesheimer Bischof zusammen mit den Vertretern anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften für mehr Offenheit und Nächstenliebe in der Gesellschaft. „Wir wollen keine kalte Einheit, sondern eine Einheit der offenen Arme“, sagte Bischof Trelle in der Hannoveraner Marktkirche. „Wir feiern unsere Einheit und halten einen Platz frei für Fremde. Das ist die moralische Substanz der Einheit.“
Der diesjährige ökumenische Gottesdienst war der erste in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, an dem neben den Vertretern der christlichen Kirchen auch Vertreter des Judentums und des Islams mitwirkten. Dies habe sich aus dem guten Verhältnis der Religionsgemeinschaften untereinander in Hannover und damit auch im Bistum Hildesheim ergeben. „Der Ausgrenzung von Fremden stellen wir Christen uns am heutigen Tag öffentlich in den Weg. Wir wollen eine Einheit in Vielfalt, die auch zum Teilen fähig ist“, predigte Trelle.
Für ihn sei der Tag der Deutschen Einheit auch persönlich sehr emotional und bewege ihn: „Als Kind war es für mich normal, Päckchen zu Verwandten in die DDR zu schicken. Und als die Mauer fiel, da standen wohl den meisten Menschen wie mir Tränen in den Augen.“ Es sei wichtig, diese Emotionaliät des Tages dazu zu nutzen, eine Einheit zu schaffen, die sich öffne und nicht verschließe.
Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst vom Hildesheimer Domchor und der Mädchenkantorei. Die Kinder des Kinder- und Jugendchors der Marktkirche Hannover gestalteten den Gottesdienst ebenfalls mit und trugen bei ihrem Einzug in die Kirche das Kleine Bernwardkreuz des Bistums Hildesheim vornweg, das aus dem zwölften Jahrhundert stammt.
Auch auf der Bürgermeile zum Tag der Deutschen Einheit waren die Religionsgemeinschaften am Donnerstag und Freitag rund um den Maschsee in Hannover gemeinsam vertreten. Das Bistum Hildesheim präsentierte sich dabei stellvertretend für alle Katholiken Niedersachsens mit einem Stand, der umfangreiche Informationen zum 1200- jährigen Bistumsjubiläum und ein Rahmenprogramm zum Jubiläumsthema „Ein heiliges Experiment“ anbot. Der Hannoveraner Propst, Martin Tenge, begrüßte dabei die Nähe der verschiedenen Religionen auf der Bürgermeile. „Wir sind eine Stadt und ein Land der Einheit in Vielfalt. Auch Muslime und Juden sind ein Teil von Deutschland.“