Bischof Godehard: Rüstig bis ins Alter
Reliquien des Heiligen wurden im Hildesheimer St. Bernward-Krankenhaus untersucht
Wie aktiv der heilige Bischof Godehard (um 960-1038) gelebt hat und wie gesund er bis ins hohe Alter war, wurde jetzt im Hildesheimer St. Bernward-Krankenhaus erforscht. Drei Knochenfragmente des Bistumspatrons wurden im Computertomographen (CT) untersucht.
Ganz langsam schiebt sich die Liege, auf der sonst die Patienten der katholischen Klinik liegen, unter den Tomographenbogen. Zwei Oberschenkelknochen und ein Stück vom Fersenbein werden von Daniela Uhde, Gruppenleiterin CT, in nur wenigen Sekunden gescannt. Bis zu 100 einzelne Bilder vom Fernsenbein und zwischen 300 und 400 von den Oberschenkelknochen entstehen in dieser kurzen Zeit. Sie werden dann vom Computer übereinandergelegt und ergeben ein dreidimensionales, bewegliches Bild vom Knochen.
Auf dem Bildschirm vor Daniela Uhde ist zunächst einmal nichts zu sehen, da die Knochenfragmente vergleichsweise klein sind: etwa zwischen fünf und zehn, zwölf Zentimetern. Doch rasch wird dann mittels Vergrößerung der jeweilige Knochen sichtbar.
"Das sieht ja noch gut aus", lautet der erste Eindruck von Dr. Carsten Witzel, Paläo-Anthropologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hildesheim. Gemeinsam mit einem Kollegen untersucht er die Reliquien des heiligen Godehard, seit dessen Schrein im Zuge der Domsanierung aus dem Dom genommen und ebenfalls umfassend saniert wird. Auch Oberarzt Dr. Axel Wisotzki zeigt sich beeindruckt und kann alle Gäste der Untersuchung beruhigen: "Wenn der heilige Godehard zum Beispiel einen Tumor gehabt hätte, könnte man das an den Knochen noch sehen." Dies ist jedoch nicht der Fall.
Die umfassende Auswertung der Untersuchung wird in den kommenden Wochen und Monaten erfolgen und dann in einen Abschlussbericht der gesamten Untersuchungen einfließen. Doch schon jetzt können die Experten sagen, dass der heilige Godehard tatsächlich sehr alt geworden ist - und das bei guter Gesundheit. "Er war noch sehr rüstig", sagt Witzel. In der Vita des Heiligen ist überliefert, dass er schon als junger Mann jeden Tag eine Stunde zu Fuß zur Klosterschule ging und eine Stunde wieder zurück. Und auch sonst war Godehard zeit seines Lebens viel in Bewegung und unterwegs. Damit kann er auch für die Menschen heute Vorbild sein, sind sich der Oberarzt und der Anthropologe einig: Wer sich bis ins hohe Alter in Bewegung hält, hat gute Chancen, dass auch seine Knochen gesund altern und sich immer wieder strukturell erneuern. Wer viel sitzt und sich kaum bewegt, läuft Gefahr, dass der Knochen Substanz verliert und brüchig wird.
Das Bistum Hildesheim wurde bei der Untersuchung vertreten durch Weihbischof em. Hans-Georg Koitz, Professor Dr. Michael Brandt, dem Direktor des Dommuseums, und Dr. Thomas Scharf-Wrede, Direktor des Bistumsarchivs, der fürs Protokoll darauf achtete, dass mit den Reliquien sorgsam und fachmännisch umgegangen wurde und alle am Ende wieder in ihrer gut geschützten silbernen Transportbox verstaut wurden.
Weihbischof Koitz zeigte sich sehr interessiert an der dendrochronologischen Untersuchung und sagte am Ende: "Es ist beeindruckend, welche technischen Möglichkeiten die Wissenschaft und Medizin heute haben. Den heiligen Godehard nun so, über eine Brücke von 1000 Jahren, zu erleben, hat mich sehr berührt."
Zur Wiedereröffnung des Hildesheimer Domes wird auch der Schrein des heiligen Godehard wieder in die Bischofskirche gebracht. Er wird derzeit in einer Werkstatt umfassend restauriert. Ermöglicht wird dies mit Spenden durch den Hildesheimer Dombauverein.