Bischof, Europäer, Freund
Bischof Norbert Trelle würdigt seinen verstorbenen Vorgänger Dr. Josef Homeyer
Hildesheim (bph) Heute Morgen ist Dr. Josef Homeyer, der emeritierte Bischof von Hildesheim, unerwartet verstorben. Sein Nachfolger, Bischof Norbert Trelle, würdigt den Verstorbenen:
„Mein verehrter Vorgänger im Bischofsamt, Dr. Josef Homeyer, ist tot. Sein plötzlicher Tod hat mich tief erschüttert und es fällt mir noch immer schwer, diese Nachricht zu glauben. Gemeinsam mit dem ganzen Bistum Hildesheim trauere ich um einen Mann, der wie nur wenige seiner Vorgänger die Kirche von Hildesheim geprägt hat. Ich trauere um einen großen Europäer, der sich um die Einigung dieses Kontinents verdient gemacht hat und ich trauere nicht zuletzt um einen großartigen Menschen, der mir ein Freund und unaufdringlicher Ratgeber war.
Wer mit wachen Augen und Ohren durch die Diözese von Hildesheim fährt, stößt überall auf die Spuren ihres 69. Bischofs. Das Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH) und das Benediktinerinnenkloster von Marienrode sind nur zwei der markantesten Gründungen beziehungsweise Neugründungen dieses Mannes und vermutlich weiß nur Gott, welche Saat in die Herzen junger Menschen fiel, wenn sie dem Ruf ihres Bischofs zur Chrisammesse, zu den Jugendvespern nach Marienrode oder zum internationalen ‚Friedensgrund‘ nach Osteuropa folgten. Historikern wird es vorbehalten sein, den Beitrag meines Vorgängers für die Versöhnung von Ost und West zu bemessen. Als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz hat Dr. Josef Homeyer in den 70-er Jahren ganz wesentlich die Annäherung der polnischen und deutschen Bischöfe vorbereitet und sich auch als Bischof und vor allem in seinen internationalen Ämtern für eine Aussöhnung der Völker, der Religionen und der Konfessionen eingesetzt. Ich weiß aus vielen persönlichen Gesprächen, wie der Verstorbene den Fall des Eisernen Vorhangs Ende der 80-er Jahre von ganzem Herzen begrüßte, ihn zugleich aber auch als Aufgabe für die Zukunft sah. Als Aufgabe für beide Seiten, den Westen wie den Osten gleichermaßen. Nichts konnte meinen Vorgänger trauriger machen als westliche Geringschätzung der reichen Kultur Osteuropas, die er so sehr liebte und schätzte.
Josef Homeyer war sicher auch geprägt durch die Erfahrungen des letzten Weltkrieges, die bangen Nächte im Luftschutzbunker die er als Halbwüchsiger erlebte. Sie ließen in ihm ‚eine unerhörte Sehnsucht nach Frieden‘ wachsen, wie er mir erzählte. ‚Damals habe ich das Neue Testament zum ersten Mal richtig durchgelesen und dort die Friedensoption als grundlegend wahrgenommen‘, sagte Homeyer einmal. Diese Botschaft hat ihn trotz mancher Kämpfe nicht losgelassen und trug ihn im Innersten. Sie war die Quelle seiner tiefen Frömmigkeit, seiner Spiritualität und seiner Zuwendung zu den Menschen. Möge Gott, der Herr, ihm diesen Einsatz für sein kommendes Königreich vergelten.
Herzlich empfehle ich meinen verstorbenen Vorgänger Dr. Josef Homeyer dem Gebet der Gläubigen.
+ Norbert Trelle
Bischof von Hildesheim“