Bischof Bernward auf der Spur
Ausgrabungen im Hildesheimer Dom legen Ziegel des tausend Jahre alten Fußbodens frei
Hildesheim (bph) Im Hildesheimer Dom entsteht eine neue Bischofsgruft. Die Archäologen arbeiten zurzeit in einem tiefen Loch im Mittelschiff der Kirche, einige alte Grabstätten haben sie bereits freigelegt. Dabei fand sich ein Block vollständig erhaltener Fußbodenziegel aus der Zeit Bischof Bernwards (993-1022).
„Dieser Boden ist für die damalige Zeit wirklich einmalig und erlaubt neue Einblicke in das Werk Bernwards“, freut sich Diözesankonservator Prof. Dr. Karl Bernhard Kruse. Gemeinsam mit Grabungsleiter Dr. Helmut Brandorff ist er den Geheimnissen auf der Spur, die in der Erde schlummern und auf ihre Entdeckung warten.
Eine große Überraschung war, als das Grabungsteam auf einen alten, bisher unbekannten Friedhof unter den Bischofsgräbern stieß. Direkt nach der Bistumsgründung 815 wurden dort bis zum Bau des Altfriddomes im Jahr 852 die ersten Hildesheimer Christen beerdigt. Der Friedhof gehörte vermutlich zur nach 815 errichteten Kaiserkapelle Ludwigs des Frommen, die weiter östlich angesiedelt war. Drei Skelette wurden fast vollständig geborgen und einige Knochen zur C14-Datierung nach Erlangen geschickt, um das genaue Alter zu bestimmen. Auch ein Hildesheimer Kriminalanthropologe untersucht die Beschaffenheit des Materials. Bekannt ist bereits, dass zwei Frauen unter den Toten sind. Zwei Meter unter den geborgenen Gräbern sind noch etwa 40 weitere Bestattungen zu vermuten. „So tief werden wir aber wohl nicht mehr graben“, erläuterte Kruse das weitere Vorgehen.
Rätsel gibt ein Grabfund in zentraler Lage direkt vor dem Chor auf. Die prominente Lage spricht für eine hochrangige Person. Vermutlich wurde dort nach der Fertigstellung des Altfriddomes im Jahr 872 das erste Bischofsgrab errichtet. Möglicherweise finden sich in der Grablege auch mehrere Bischöfe, die Untersuchungen stehen noch am Anfang. Gleiches gilt für das Grab von Bischof Berthold I. (1119-1130), welches als letztes geöffnet wurde.
Die Bischofsgruft wird in den nächsten Monaten noch umfassenden Arbeiten ausgesetzt sein. Bohrpfähle werden zur Stabilierung eingebracht, bevor Bagger die Erdarbeiten vorantreiben können. Im Winter sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Später werden dort die verstorbenen Hildesheimer Bischöfe Joseph Godehard Machens, Heinrich Maria Janssen und Josef Homeyer ihre letzte Ruhestätte finden.